Mikroabenteuer: für alle, die gerade nicht auf Weltreise gehen können

Bekommst du auch Fernweh, wenn du die tollen Outdoor-Bilder auf Facebook, Snapchat und Instagram siehst? Ich persönlich würde dann am liebsten gleich wieder selbst losziehen, immer dem nächsten Outdoor-Abenteuer entgegen. Doch was hält mich davon ab? Der Gedanke, dass ich für ein Abenteuer das Land verlassen muss? Auf Weltreise muss? Die Kosten? Die Zeit? Alles Unfug. Ein Wochenende reicht vollkommen aus, um ein Mikroabenteuer zu erleben. Schluss mit Ausreden und dem Montagsblues. Abenteuer sind letzten Endes nur eine Einstellungssache.

Mirkoabenteuer oder auch Midiabenteuer sind kurze Auszeiten vom Alltag. Eine Flucht aus der Routine, die euer Fernweh und Tatendrang stillen oder euch endlich mal von der Couch bekommen soll. Die ganze Woche sehnt man sich auf der Arbeit auf das Wochenende und freut sich freitags an der unterschwelligen Wochenend-Euphorie im Büro, für was? Um am Montag auf die Frage „Wie war dein Wochenende?“ mit „Ach, nicht viel“ zu antworten – ist ja immer so kurz. Was ist aus der Vorfreude auf das Wochenende geworden?

Wandern

Was sind Mikroabenteuer?

Draußen gibt es so vieles zu erleben. Mehr als Netflix an Serien zu bieten hat! Auch bei schlechtem Wetter. Mikroabenteuer eben. Es ist ein Begriff, der als Übersetzung des englischen Wortes Microadventure Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gehalten hat. Geprägt wurde das Wort vor allem durch Alastair Humphreys. Ein klasse Typ. National Geographic Adventurer. Er rudert durch den Atlantik, läuft durch Indien, fährt mit dem Fahrrad um die Welt, schreibt Bücher und motiviert Menschen, in ihrer Freizeit vor die Tür zu gehen.

Um ein Mikroabenteuer zu erleben, brauchst du nicht wie Alastair auf Weltreise zu gehen, sondern nur vor die Haustür – am Wochenende und nach bzw. vor der Arbeit. Alastair Humphreys versteht Mikroabenteuer in seinem Buch als Outdoor-Unternehmungen, die „kurz, einfach, lokal, günstig und trotzdem aufregend, lustig, herausfordernd, erfrischend und bereichernd” sind. Mikroabenteuer sind eine hervorragende Möglichkeit, die Kraft des Abenteuers auch im Alltag umzusetzen, ohne weit reisen, teure Ausrüstung kaufen oder wochenlang Informationen zum Land zu sammeln und eine Reiseroute ausarbeiten zu müssen.

Einfach eine Station weiter laufen

Was Mikroabenteuer von anderen Outdoor- Abenteuern unterscheidet?

Mikroabenteuer können schnell nach Outdoor-Trips klingen. Doch sollten sie viel ungeplanter, kürzer und simpler sein. Man kann folgende vier „Spielregeln” für sich festgehalten:

  1. Nur öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn benutzen (kein Auto, kein Flugzeug),
  2. draußen übernachten (ohne Zelt), lieber mit Hängematte,
  3. insgesamt maximal 72 Stunden unterwegs sein,
  4. und natürlich alles wieder so verlassen, wie man es vorgefunden hat.

Bevor du mich belächelst, wenn ich dir gleich aufführe, was alles Beispiele für Mikroabenteuer sind. Vergiss nicht, dass es darum geht, etwas Neues zu erleben, was dich kurzfristig aus deinem Alltag reißt. Es geht darum, Dinge umzusetzen, ohne sie vorher planen zu müssen.

Beispiele: Eine Liste von Mikroabenteuern

Wann hast du eigentlich zum letzten Mal eine Wolldecke eingepackt, bist in den Zug gestiegen, ans Meer gefahren und hast dort einfach im Freien geschlafen? Lange nicht oder noch nie? Dann verpasst du was. Das würde schon als sehr großes Mikroabenteuer zählen. Diese lassen sich auch problemlos unter Woche ausprobieren, ganz ohne Planung, extra Equipment oder Budget.

Ans Meer

Mikroabenteuer nach der Arbeit

  • Verbringe eine Nacht im Garten oder übernachte mit einer Hängematte im nächstgelegenen Wald. Glaub mir, das ist gar nicht so einfach, wenn du es noch nicht gemacht hast. Aber super aufregend.
  • Jeden Tag auf einen Baum klettern. Klingt komisch? So lernst du den Baum kennen wie niemand anders.
  • Mit dem Bus oder der U- und S-Bahn bis zur Endstation fahren und zurücklaufen – allein, mit Freund*innen, der Familie oder dem Hund. Normalerweise bewegen wir uns nur in unserem eigenen Umfeld. Überall gibt es schöne Ecken. Plötzlich entdeckst du einen Fluss, eine neue Straße oder einfach einen schönen Ausblick.
  • Nachtwanderung
  • Bei Regen im Wald spazieren gehen. Ich weiß, du bist bei Regen lieber drinnen und schaust Netflix, doch gehe bewusst raus. Die Welt verändert sich. Lausche dem Regen, wie er durch das Blätterdach tropft. Auch die Natur riecht anders.
  • Räume deinen Hobbies mehr Zeit ein. Gehe tanzen, joggen, klettern. Aber nicht dort, wo du es immer machst.
  • Gartenarbeit
  • Suche dir die Zutaten für dein Essen in der Wildnis zusammen. Vieles findest du sogar im Stadtpark (Brennnesseln, Spitzwegerich, Giersch und Löwenzahn). Doch bitte vor dem Verzehr gründlich waschen.

Mikroabenteuer draussen übernachten

Mikroabenteuer, die ein Wochenende in Anspruch nehmen:

  • 24-Stunden Erlebnis: Suche dir deinen absoluten Lieblingsort in der Nähe, packe alles ein, was du brauchst und bleibe 24h dort.
  • Laufe einen Fluss von der Quelle bis zur Mündung nach oder so weit du eben kommst.
  • Du brauchst über keine Landesgrenze zu überschreiten, außer du wohnst bereits in der Nähe von einer. Fahre mit dem Rad einfach über deine Stadtkreis-, Gemeinde- oder Bundeslandgrenze hinweg, trinke einen Tee oder Kaffee und komme wieder zurück.

Wieso sollen wir alle Mikroabenteuer unternehmen?

Unser Gehirn möchte einfach nur stimuliert werden. Mit dem Kopf woanders hin. Mikroabenteuer sind Detox für unser Gehirn. Indem du dich voll und ganz auf eine neue Sache konzentrierst, entstehen neue Verknüpfungen im Gehirn. Machen wir tagein und tagaus das Gleiche, stumpft das Gehirn ab. Die Ausschüttung von Neurotransmittern für Freude, Aufregung und Lustbefriedigung bleibt aus.

Unser Gehirn ist auch „nur“ ein Muskel, den wir gezielt trainieren können und der neue Anreize braucht. Mit der Routine kommt auch die Lustlosigkeit und die Kreativität geht flöten. Durch die neue Aktivität entstehen neue Verknüpfungen im Gehirn. Dadurch entstehen neue Rezeptoren, die die Transmitter für das Hochgefühl aufnehmen. Gleichzeitig werden diese Transmitter ausgeschüttet. Negative Gedanken, die sich immer nur in Kreisen um eine Sache drehen, können so überwunden werden.

Bei schlechtem Wetter raus gehen

Warum zielen die meisten Mikroabenteuer-Vorschläge dann darauf ab, sie allein zu unternehmen?

Ganz einfach: Wann bist du schon einmal mit dir allein? Wann konzentrierst du dich schon einmal allein auf dich selbst und deine Umgebung, die Natur? Nimmst etwas ungefiltert und ungeteilt wahr? Selbst das Alleinsein ist schon ein Mikroabenteuer für sich. Natürlich können auch Gespräche mit fremden Menschen und neuen Bekanntschaften sehr inspirierend und stimulierend für uns sein. Aber nichts geht über die eigene Gesellschaft. Es ist schon eine Königdisziplin es mit sich selbst auszuhalten und ein Abenteuer ohnehin – nur du und die Natur, ganz ohne Smartphone und Technik.

Breche aus deinem Alltag aus. Es ist Zeit, etwas Neues zu erleben. Warte nicht auf den nächsten Urlaub. Nur weil alle im Büro die Frage nach dem Wochenende mit „nicht viel“ beantworten, musst du das nicht auch. Bringe frischen Wind in den Montagsblues und bestärke deine Vorfreude aufs Wochenende!

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