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Backpacking im Irak

Der Irak gilt als die Geburtsstätte vieler der ältesten Zivilisationen der Erde, darunter die der Babylonier*innen und die Assyrer*innen und hat wunderschöne Gebirge, Steppen, Flusslandschaften, fünf Unesco-Weltkulturerbestätten sowie Zehntausende archäologischer Stätten zu bieten. Doch ist das Land wegen der andauernden Auseinandersetzungen und Bombenanschlägen (auch nach dem Sieg über die Dschihadisten-Miliz „Islamischer Staat“ (IS)) politisch, konfessionell und territorial tief gespalten. Aufgrund des Konfliktes kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen und Selbstmordattentaten. Der von den Amerikanern begonnene Irakkrieg ist zwar offiziell beendet, es befinden sich jedoch noch immer zahlreiche Soldaten im Land, um die Lage zu stabilisieren.

Der Irak umfasst eine Fläche von 438.317 Quadratkilometern und liegt im Nordosten der Arabischen Halbinsel. Das Land grenzt an die Türkei, an den Iran, an Syrien, Jordanien, Kuwait und Saudi-Arabien. Die heutigen Staatsgrenzen wurden in wesentlichen Teilen nach dem Ersten Weltkrieg von den Kolonialmächten festgelegt. Im Norden des Irak liegt die Autonome Region Kurdistan, auch Irakisch-Kurdistan genannt. Diese Kurdenregion hat eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament. Kurdistan ist leichter zu bereisen als der Süden Iraks und auch wesentlich beliebter bei Rucksackreisenden.

Flagge Irak

In der kurdischen Autonomieregion ist die Lage seit Jahren relativ stabil. 2015 gab es einen Anschlag in Erbil, dem Sitz der Regionalregierung, ansonsten blieb es weitgehend ruhig in den Städten Irakisch-Kurdistans. Die Allgegenwart der Peschmerga – „die dem Tod ins Auge sehen“, so die martialische Bezeichnung für die kurdischen Streitkräfte – dürfte ihren Teil dazu beitragen. An jeder größeren Einfallstraße gibt es Checkpoints.

Die Landschaften des Irak sind sehr unterschiedlich: Große Teile des Landes nehmen Wüsten und Steppen ein. Diese liegen vor allem im Westen des Landes. Im Norden des Iraks befinden sich Teile des Taurusgebirges aus der Türkei und das Zagros-Gebirge, das im Osten liegt, grenzt an den Iran. So liegt im Nordosten des Irak eine hohe Bergkette mit Bergen, die Höhen bis zu 3.000 Metern erreichen. Der Rest des Landes ist eher flach und besitzt einen kleinen Küstenstreifen zum Persischen Golf. Durch den Irak fließen der Euphrat und der Tigris, welche kurz vor dem Persischen Golf zusammenfließen. Das Gebiet zwischen den beiden Flüssen wird Mesopotamien genannt, wo es zahlreiche Dattelpalmen und Schilfe gibt. Während diese Region eher reich bewachsen ist, sind im Norden nur Sträucher und wenige Wälder zu finden. Im Süden des Landes wird die Vegetation noch spärlicher, da dort bereits die Syrische Wüste beginnt.

Gebet Irak

Kultur im Irak

Den Irak als Staatsgebilde gibt es noch gar nicht so lange, erst seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Doch auf dem Gebiet des Irak lag eine für die Kulturgeschichte sehr wichtige Region: Mesopotamien. In diesem Gebiet entwickelten sich die ersten Hochkulturen der Menschheit, so dass man manchmal auch von der „Wiege der Zivilisation“ spricht.  Die Geschichte Iraks ist turbulent und von Kriegen und Kämpfen um das heilige und fruchtbare Land durchzogen.

Ein wichtiger Einschnitt für die Region war das Jahr 539 v. Chr. In diesem Jahr unterwarf das persische Volk Babylonien. Diese beherrschten die Region über drei Jahrhunderte. Erst die Seleukid*innen in der Nachfolge Alexanders des Großen lösten die Perser ab und bildeten ein Reich, das zwei Jahrhunderte lang weitgehend Frieden brachte. Auf diese folgten die Parther*innen und darauf die Römer*innen und darauf die Sassaniden.

Der nächste Umbruch in der Region begann mit der Eroberung Mesopotamiens durch das arabische Volk, das eine neue Religion mitbrachte: den Islam. 680 n. Chr. fand die Schlacht von Kerbala statt. Diese war entscheidend für die Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten. 762 n. Chr. wurde die heutige Hauptstadt des Irak – Bagdad – gegründet.

Unter der Herrschaft der Abbasiden entwickelte sich die Region weiter, vor allem die arabische Sprache. Auch der Handel erstarkte und es entstanden bedeutende Kulturdenkmäler und Bauwerke. Man spricht auch von der „Blütezeit des Islam“, da vor allem die Wissenschaft und die Kunst schon weit entwickelt waren, sehr viel weiter als in Europa. Im Anschluss wechselten sich wieder verschiedene Herrschaftsgeschlechter ab.

Krieg Irak

Heute ist der Irak gespalten. Oft funktioniert die Verwaltung wenig oder gar nicht und eigentlich nur in den größeren Städten. Die wirtschaftliche Situation im Land ist sehr schlecht. Viele Menschen sind arm und/oder arbeitslos. Gleichzeitig sind die Gräben zwischen den verschiedenen Weltanschauungen, Religionen und politischen Ansichten tief. Ebenso gibt es große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Doch wer regiert dieses Land eigentlich?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es gibt eine Art Basisstaat im Zentrum und im Süden des Landes, der angeblich von Bagdad aus regiert wird. Den Norden beherrschen die Kurden, die zwar noch keinen offiziell anerkannten Staat besitzen, aber zumindest weitgehend autonom sind und gerne einen eigenen Staat hätten. Weitere Teile des Landes wurden vom Islamischen Staat (IS) besetzt. Dieser konnte zwar mittlerweile zurückgedrängt und besiegt werden, dennoch können wir immer noch nicht von einer Beseitigung des Islamischen Staats sprechen, weil die Mitglieder immer wieder mit Terroranschlägen auf sich aufmerksam machen. Diese Anschläge verstärken sich mittlerweile seit Mitte des Jahres 2020. Mit den Anschlägen soll die Bevölkerung eingeschüchtert werden. Deshalb fliehen viele Iraker*innen in die Nachbarländer und nach Europa, um dort Schutz zu suchen. Allerdings suchen auch Syrer*innen wieder Zuflucht im Irak, um vor dem Krieg und dessen Folgen in ihrem Land zu fliehen.

2015 zählte man 35 Mio. Menschen im Irak. 2020 waren es schon fast 40 Mio. Aufgrund der bewegten Geschichte Iraks ist die Bevölkerung ist hinsichtlich der Religion, der Kultur und der Ethnien sehr vielfältig. Die meisten Menschen im Irak sind arabisch. Im Norden leben viele kurdische Teile der Bevölkerung. Dazu kommen noch kleinere Minderheiten wie Turkmen*innen, Armenier*innen, Aserbaidschaner*innen und Aramäer*innen. Doch der Anteil der Minderheiten sinkt immer weiter. Hinzukommt, dass die letzten Volkszählungen im Lande manipulativ waren  weil beispielsweise nur „Araber“ und „Kurde“ als Auswahlmöglichkeit vorgegeben war. So wurden kleinere Gruppierungen der Bevölkerung statistisch marginalisiert.

Kinder Irak

Der arabische Bevölkerungsanteil lebt vor allem im Westen, dem Zentrum und dem Süden. Die Kurd*innen sind vor allem im Nordosten zu finden und auch in der Stadt Kirkuk.

Die meisten in Irak lebenden Menschen sind Muslim*innen. Von diesen ist der größere Anteil im Irak schiitischen Glaubens (ungefähr 60 Prozent), 35 Prozent sind Sunnit*innen. Es gibt nur wenige, die dem christlichen Glauben angehören, da diese in vielen Teilen vertrieben, verfolgt und getötet werden. Der islamische Glauben ist Teil der irakischen Kultur und Gesetze. Dies sollte bei der Kleidung und dem Verhalten berücksichtigt und religiösen und sozialen Traditionen mit Respekt begegnet werden. So müsst ihr während des Fastenmonats Ramadan mit Einschränkungen im Alltag (z.B. tagsüber Schließung von Restaurants außerhalb der Hotels, reduzierte Arbeitszeiten bei Behörden) rechnen. Während des Ramadans ist das Essen, Trinken und Rauchen in der Öffentlichkeit untersagt.

Einheimische Irak

Backpacker Budget für den Irak

Die autonome Region Kurdistan (Nordirak) und Zentralirak können Reisenden aller Art beherbergen. Ihr könnt mit 30 Euro pro Tag auskommen, solange man sich günstige Hotels und einfache Schawarma (Fleisch)-Sandwiches als Mahlzeiten gönnt. Man kann aber auch leicht 50-60 Euro pro Tag ausgeben für bessere Hotelzimmer und etwas abwechslungsreichere Mahlzeiten. Wer in der Lage ist, die wenigen Hostels im Irak ausfindig zu machen, kann sich sicherlich auch mit 25 Euro pro Tag begnügen. Pauschal solltet ihr für eure Reise im Irak mit einem Tagesbudget von 30-40 Euro rechnen.

Zur Orientierung: Ein Schawarma-Sandwich (Hähnchen, Rindfleisch oder Falafel) gibt es bei lokalen Geschäften schon für unter einen Euro. Ein gebratenes Huhn und Salat kostet zwischen 5-8,50 Euro und der Preis für ein Stück Kuchen oder einem Pudding liegt bei unter 1,50 Euro. Eine Tasse Tee von einem Teestand kostet 20 Cent.

Etwas teurer sind die Taxifahrten, da geteilte Taxifahrten auch für Langstrecken der beste Weg sind im Iran voranzukommen. Das Streckennetz der öffentlichen Verkehrsmittel ist nicht überall ausgebaut, wechselt sich wegen der Gefahrenlagen häufiger und ist für Touristen auch weniger sicher. Für das Reisen zwischen Städten gibt es in jeder Stadt einen oder mehrere „garaj“, an denen sich offizielle Sammeltaxis für Langstreckenfahrten sammeln.

Kurdistan Landschaft

Backpacker Routen im Irak

Süd- und Zentralirak lässt sich als Tourist nur schwer besuchen. Das Visaprozedere ist lang und kompliziert und es gibt auch nur Gruppenvisa (siehe „Backpacker Visa und Impfungen im Irak“). Es lässt sich am einfachsten per organisierter Gruppenreise besuchen. Etablierte Anbieter sind unter anderem Heartlandtravel und Rockyroadtravel. Der kurdische Teils Iraks hingegen gilt in der Regel als um einiges sicherer (eine allumfängliche Sicherheit gibt es in Kriegsgebieten nie) und auch die Einreise ist weniger kompliziert.

Mit einem Visum für Nordirak könnte ihr nicht an der Landesgrenze in den Süden wechseln. Dafür müsst ihr euch beide Visa im vorherein organisieren. Dann lassen sich beide Reiserouten auch gut miteinander kombinieren.

Route 1: Zentral- und Südirak (mindestens 14 Tage)

  • 3 Tage: Bagdad (Stadt, Al-Mustansariya Schule (älteste Schule der Welt), Denkmal des fliegenden Teppichs des Alibi Baba, Nationalmuseum, Abbasid Festung, Al Shaheed-Denkmal etc.)
  • 1 Tagesauflug: Samarra und die Große Moschee von Samara
  • 1 Tag: Nadschaf und Kufa (Hause von Imam Ali und Kufa Moschee)
  • 1 Tag: Karbala (Al Abbas Moschee und den Iman Husayn Schrein.)
  • 1 Tagesausflug: Babylon und Borsippa (Überreste der hängenden Gärten, Saddam Hussain Palast)
  • 1 Tagesauflug: Nippur und Diwaniyah [
  • 1 Tagesauflug: Uruk und Samawah
  • 1 Tag: Ur und Nasiriyah (Ziggurat von Ur)
  • 2 Tage: Basra und das Mesopotamisches Marschland (Ashar- und Shanashil-Viertel in Basra, Saddam Hussain-Palast; Bootsfahrt durch das Labyrinth der Sümpfe)
  • 1 Tag: al-Qurnah, al-Uzair, Amarah
  • 1 Tag: Kut, zurück nach Nadschaf oder Bagdad

Route 2: Nordirak/autonome Region Kurdistan (mindestens 9 Tage)

  • 2 Tage: Erbil (Zitadelle und Basar
  • 1 Tagesauflug: Tempel des Ashur und Hatra)
  • 2 Tage: Duhok (Ausflug nach Lalesh, älteste Kloster der Welt Algosh)
  • 1 Tage: Rawandas (Amadiya Palast, Shamarda-Höhle)
  • 2 Tage: Sulaymaniyah (Besuch des Roten Gefängnissessowie Gedenkstätte und die Massengrabstätten, Besuch von Tawela, Wasserfälle in der Umgebung und Nachtmarkt erkunden)
  • 1 Tag: Kirkuk und Erbil

Sonnenuntergang Kurdistan

Reisezeiten im Irak

Für eine Backpackingreise in den Irak eignen sich die Frühjahrs- und Herbstmonate am besten. Der Irak hat das ganze Jahr über ein heißes und trockenes Wüstenklima, obwohl die Winter etwas kalt sein können – besonders nachts und mehr im Norden des Landes. In den zentralen und südlichen Wüsten liegen die Temperaturen tagsüber aber immer noch um die 20 °C, können aber an den heißesten Sommertagen bis auf fast 50 °C ansteigen. Auch nachts sind in den Monaten Juni bis September tropische Temperaturen normal und Regen ist selten.

Backpacker Unterkünfte im Irak

Eines der ersten Dinge, die den meisten Reisenden auffallen würden, wenn sie eine Reise in die Region Kurdistan im Nordirak oder auch in den Südirak planen, sind die fehlenden Internetpräsenzen der Hotels. Es gibt einige Angebote, doch noch viel mehr vor Ort. Außerdem gibt es nur wenige der weltweit etablierten großen Hotelketten. Das macht es schwer, die Reise vorab zu buchen. Bucht am besten nur die erste Nacht und lasst euch dann von Lokalen beraten. Sie können euch die für euer Budget an den besten geeignetsten Unterkünften zeigen.

Doch auch ein kurzer Spaziergang durch das Zentrum jeder Stadt führt an mehreren, wenn nicht Dutzenden von Hotels vorbei, die von billig und schäbig bis hin zu Drei-Sterne-Qualität reichen. Für den preisbewussten Reisenden sollten die billigeren Optionen mehr als geeignet sein, da auch diese Hotels in der Regel eine Lobby, eine Rezeption und relativ saubere und geräumige Zimmer haben, alle mit eigenem Bad und manchmal auch einem Kühlschrank und Fernseher.

Einige wenige Ultra-Budget-Hotels oder Hostels in jeder Stadt bieten Schlafsaalbetten für etwa 9-14 Euro an. Für 15 bis 20 Euro pro Nacht bekommt ihr ein Einzelzimmer in einem 2- bis 3-Stern-Hotel und für 20 bis 30 Euro pro Nacht gibt es zur Not ein Doppelzimmer mit Einzelbelegung.

Hotels, Hostels und Motels

Laut Hostelworld gibt es genau ein Hostel (mit Internetpräsenz) im Irak und zwar in Suleymaniyah:

  • Sulaymaniyah: ab 11 Euro

Es gibt vor Ort im Irak noch eine Handvoll weiterer Hostels, hört euch um.

Kind Irak

Couchsurfing und Airbnb

Im kurdischen Nordirak ist Couchsurfing durchaus üblich. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit. Doch aufgepasst: Seid überaus vorsichtig bei diesem Vorhaben und beachtet auch die kulturellen Grenzen der muslimischen Bevölkerung. In manchen Gegenden wird es immer noch nicht gerne gesehen oder ist gar verboten, wenn Mann und Frau beispielsweise unverheiratet im gleichen Zimmer übernachten. Die LGBTQ-Community wird im Irak unterdrückt und gilt als verboten.

Couchsurfing im Südirak ist kaum möglich, da die Regierung möglichst immer wissen möchte, wo man sich aufhält. Ausnahmen sind Aufenthalte bei der Familie, Freund*innen oder Bekannten.

Auch Airbnb ist in den nordirakischen Städten wie Erbil und Sulaymaniyah geläufiger als im Südirak. Doch auch hier könnt ihr ein geringes Angebot auf der Plattform finden. Kosten für eine Wohnung oder ein Zimmer variieren dabei stark.

Zelten

Online liest man immer wieder Berichte von Backpacker*innen, die in den Gebirgen im Norden Iraks wildcampen. Ob dies tatsächlich erlaubt ist und wo, müsst ihr bei eurem Reiseveranstalter oder der Botschaft Iraks in Berlin oder Frankfurt bei der Antragstellung eures Visums erfragen.

Ein Highlight eurer Reise kann es jedoch sein, in einer alten oder aufgearbeiteten Karawanserei, einer ummauerten Herberge an alten Karawanenstraßen, zu übernachten. So könnt ihr eine Nacht wie frühere Reisende nächtigen, die dort mit ihren Tieren und Handelswaren sicher unterkamen und sich mit Lebensmitteln versorgten.

Slemani Kurdistan

Backpacker Trips & Tipps für den Irak

Die lokale Währung im Irak ist der irakische Dinar. Ihr könnt aber auch mit Euro und US-Dollar in Hotels und Souvenirläden bezahlen. In den großen Städten wie Bagdad und Ebil gibt es ein paar Geldautomaten in Bagdad, die internationale Bankkarten akzeptieren. Die größeren Hotels akzeptieren auch die Zahlung mit Bankkarten, aber alles andere im Land wird zumeist mit Bargeld gemacht. Verlasst euch am besten nicht auf Geldautomaten, während ihr im Land seid. Nehmt von Beginn an genügend Euro/USD für eure gesamte Reise mit. Es gibt Geldwechsler bei den Ankünften am Flughafen und in den Hotels. Den besten Kurs erhaltet ihr jedoch auf dem Basar. Der Umrechnungskurs schwankt von Tag zu Tag.

Da man wegen der vielen militärischen Stützpunkte und Checkpoints im Irak durchaus nicht schnell reisen kann, solltet ihr euch bestenfalls ein gutes Buch oder anderweitige Unterhaltung für unterwegs mitbringen. Auch ein Ohrstöpsel sind nicht verkehrt, es kann auf den Straßen laut werden. Eine kugelsichere Weste und einen Helm müsse niemand mitbringen. Ihr könnt euch jedoch leicht welche in Bagdad kaufen, wenn ihr das möchtet.

Hillah Irak

Noch schlechter vernetzt bzw. willkürlicher als die Straßen sind jedoch noch die Wlan-Verbindungen im Irak. Freies Internet außerhalb der Unterkünfte zu finden, ist schwer. Die großen Städte haben jedoch auch genügend Internetcafes – alternativ auch in Sisha-Bars.

Ziemlich entspannt ist der Irak laut Reisenden jedoch, wenn es um das Fotografieren geht. Ihr solltet keine Fotos von Soldaten, Kontrollpunkten, Regierungsgebäuden und im Inneren der heiligen schiitischen Schreine wie in Nadschaf, Karbala und Kufta machen. Die meisten Einheimischen lassen sich jedoch nach einer Nachfrage gerne fotografieren, und auch so manche Soldaten sind für ein Selfie bereit.

Achtet außerdem darauf, dass ihr immer euren Reisepass bei euch habt – ihr könnt an jedem Kontrollpunkt und in jedem Hotel danach gefragt werden. Dies ist eine Standardprozedur und kein Grund zur Sorge.

See in Kurdistan

Backpacker Highlights im Irak

Obwohl der Irak im Moment vielleicht nicht das (gelinde gesagt) sicherste Reiseziel der Welt ist, gibt es einige großartige kulturelle Orte zu besichtigen. So wird sich das Land hoffentlich in einiger Zeit wieder öffnen und Reisende werden den Weg zu einigen der Stätten auf der Unesco-Welterbeliste finden.

Wer in den Süden Iraks reist, kommt an der Hauptstadt Bagdad nicht vorbei. Auch wenn es in der Hauptstadt Bagdad viele Hochhäuser und moderne Gebäude gibt, sind auch zahlreiche ältere Bauwerke wie die Abu-Hanifa-Moschee, der Abasidenpalast oder auch das Haus der Weisheit zu finden. Da die Vergangenheit des Iraks von Krieg gekennzeichnet ist, gibt es Denkmäler wie das Grabmal des unbekannten Soldaten oder den Triumphbogen als Erinnerung an den Golfkrieg. Das orientalische Stadtbild von Bagdad ist Schauplatz in vielen Geschichten aus 1001 Nacht.

Architektur in Bagdad

Und auch die meisten anderen Städte wie Basra, Mosul, Erbil oder Sulaimaniyya sind orientalisch geprägt. Das heißt im Stadtinneren gibt es belebte Märkte und kleine Geschäfte und, da der Irak islamisch geprägt ist, auch zahlreiche Moscheen. So auch in Nadschaf, welches für Imamiten als heilig gilt, da sich dort unter anderem die Imam-Ali-Moschee befindet, in welcher der Schwiegersohn des Propheten Muhammad begraben sein soll. Wichtigste Hafenstadt des Iraks ist Basra, welches am Persischen Golf liegt. Dort befinden sich auch die meisten Ölquellen im Irak.

Ein weiteres Highlight ist Assur, eine archäologische Stätte in Kurdistan. Sie ist so bedeutend, dass sie sogar auf der Weltkulturerbeliste der Unesco steht. Diese Ruinenstadt ist immerhin geschätzte 4.700 Jahre alt. Auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist die Stadt Babylon in Südirak, deren Reste man noch heute besichtigen kann. In der Antike zählte diese mit ihren Hängenden Gärten zu einem der Sieben Weltwunder. Diese sind nun leider zerstört und nur noch ihre Überreste zu sehen.

Nahe beim Tempel von Assur liegt die befestigte Stadt Hatra. Sie war früher Teil des parthischen Reiches und Hauptstadt des ersten arabischen Königreiches. Hatra erlebte mehrere Invasionen durch die Römer, aber dank ihrer hohen, dicken und mit Türmen verstärkten Mauern widerstand sie diesen mit Erfolg. Die Überreste der Stadt, vor allem die Tempel, in denen sich hellenistische und römische Architektur mit einigen östlichen Merkmalen vermischt, zeugen noch heute von der Größe ihrer Zivilisation. Auch Hatra steht auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes.

Azmar Moschee in Sulaimaniyah

Sehr sehenswert ist zudem die archäologische Stadt Samarra. Sie war eine islamische Hauptstadt, die ein Jahrhundert lang über die Provinzen des Abbasidenreiches herrschte, das sich von Tunesien bis nach Zentralasien erstreckte. Samarra liegt zu beiden Seiten des Tigris im zentralen Norden des Landes und besteht aus einer Fläche von über 40 Kilometern Länge und etwa 5 bis 6 Kilometern Breite. Sowohl Architektur als auch Kunst entwickelten sich hier und wurden in die anderen Regionen der islamischen Welt verbreitet. Die Große Moschee aus dem 9. Jahrhundert und ihr spiralförmiges Minarett ist eines der beeindruckendsten architektonischen Denkmäler des Ortes, aber es gibt noch viel zu entdecken und auszugraben.

Wer sich nach dem ganzen Trubel einmal ausruhen möchte, sollte unbedingt Sulaymaniyah besuchen. Die Stadt gilt als relativ sicher, liegt in den zerklüfteten Bergen im Nordirak und hat ein kühles Klima im Vergleich zu vielen anderen Städten des Landes. Sie hat auch eine blühende Kunstszene und ist berühmt für ihre vielen köstlichen Restaurants, in denen ihr lecker gewürztes Kofta, Biryani und eine Reihe anderer Köstlichkeiten genießen könnt.

Al-Askari Moschee

Backpackergeheimtipps im Irak

Streng genommen ist der gesamte Irak wegen seiner andauernden Unruhen und Reisebeschränkungen ein echter Geheimtipp. Es gibt keinen Mainstream-Tourismus und das Land ist bei weitem auch nicht touristisch überlaufen. Jede Reise ist ein Abenteuer, das die meiste Zeit sehr gut verlaufen kann – aber nicht muss. Nicht vergessen, ihr befindet euch nach wie vor in der Nähe von Kriegsgebieten.

Sehr zu empfehlen sind jedoch noch: Ein Bootstrip über den Shatt Al Arab Fluss bei Basra, auf dem ihr einige Schiffswracks aus dem Iran-Irak Krieg aus den 80er Jahren sehen könnt.     Saddam Hussain hat in Basra auch einen großen Palast gebaut, den ihr natürlich besichtigen solltet. Zudem befindet sich das größte Fußballstadion des Irak in Basra. Die Iraker*innen lieben ihren Fußball und sind noch stolzer auf das 60.000 Plätze fassende Basra Sports City Stadion.

Siemani Kurdistan

Karbala ist sicherlich eine der seltsamsten und geheimnisvollsten Sehenswürdigkeiten im Irak. Diese Stadt mag nicht nach viel klingen, aber sie ist tatsächlich der Ort, zu dem sich jedes Jahr 30 Millionen Pilger auf den Weg machen. Die Gegend ist den schiitischen Muslimen heilig wegen des Imam-Husayn-Schreins, der die letzte Ruhestätte des Märtyrers Husayn ibn Ali ist, der 680 n. Chr. während der Schlacht von Karbala starb.

Ur ist bekannt für seine biblischen Erzählungen von epischen Überschwemmungen und furchterregenden babylonischen Königen, aber auch für eine der schönsten antiken Ruinen in der Region. In der südlichen irakischen Wüste gelegen, ist Ur die Heimat der Ziggurat, einer hohen Struktur mit hohen Mauern und steilen Treppen, die in den alten Tagen zur Anbetung der akkadischen Mondgötter genutzt wurde.

Kletter- und Wander-Fans aufgepasst: Kurdistan beansprucht außerdem für sich, die „Schweiz des Nahen Ostens“ zu sein.

Essen Irak

Essen & Trinken im Irak

Da aufgrund des unterschiedlichen Klimas verschiedene Lebensmittel angebaut werden, muss bei der irakischen Küche zwischen Norden und Süden differenziert werden. Die meisten Gerichte bestehen aus Getreide (im Süden häufig Reis) und Fleisch. So ist ein beliebtes Gericht der Getreidebrei Harissa. Weitere Gerichte wären yaprax (in Weinblätter gerollter Reis) oder tikka (wie Kebab). Aufgrund des Islams wird bei Fleisch hauptsächlich auf Lamm und Rind zurückgegriffen.

Masgouf gilt als das Nationalgericht des Iraks. Es ist ein offen geschnittener Süßwasserfisch, der stundenlang gebraten wird, nachdem er mit Olivenöl, Salz, Kurkuma und Tamarinde mariniert wurde, wobei die Haut dranbleibt. Traditionelle Beilagen für den Masgouf sind Limetten, gehackte Zwiebeln und Tomaten sowie Fladenbrot. Ebenfalls ein beliebtes Gericht im Irak ist Tepsi Baytinijan. Ein gebackener Auflauf, der typischerweise aus Fleischbällchen, Auberginen, Tomaten, Knoblauch, Zwiebeln und Kartoffeln besteht.

Tee Irak

Im Gegensatz zu dem, was die meisten Leute denken, ist Alkohol im Irak völlig legal. Der Irak produziert sogar sein eigenes Bier, Arak und Wodka, das in den öffentlichen Alkoholgeschäften in Bagdad leicht erhältlich ist. Es gibt auch normalerweise Bars in jedem internationalen Hotel. In den heiligen Stätten wird kein Alkohol verkauft. Obwohl Alkohol im Irak legal ist, ist das Trinken in der Öffentlichkeit ein absolutes Tabu. Bitte haltet euch daran.

Backpacker Visa und Impfungen im Irak

Für deutsche Staatsbürger*innen besteht im Irak Visumpflicht. Visa sind bei der Irakischen Botschaft in Berlin oder beim Generalkonsulat in Frankfurt am Main zu beantragen bzw. abzuholen. Sie sollten mindestens 3-4 Monate vor Reisebeginn gestellt werden.

Für ein irakisches Visum, also ein Visum für Süd- und Zentralirak, braucht man ggf. ein Einladungsschreiben von einem oder einer irakischen Einwohner*in. Diese ist eine Verpflichtungserklärung des Einladenden, für unerwartete Kosten, die dem Staat durch den Ausländer entstehen könnten, zu bürgen. Die Visabedingungen ändern sich jedoch häufig.

Momentan nennt das irakische Konsulat in Berlin folgende Anforderungen für die Erteilung eines Visums:

  • Ein Pass mit der Gültigkeit von mindestens 6 Monaten
  • Ein Antragsformular, ausgefüllt mit Druckbuchstaben, datiert und unterschrieben
  • Drei Passbilder
  • Nachweise über die wirtschaftliche Situation (durch Vorlage entsprechender Unterlagen), d.h., daß ausreichende finanzielle Mittel für den beabsichtigten Aufenthalt zur Verfügung stehen
  • Gesundheitsbescheinigung
  • Antragsteller ohne familiäre Bindung im Irak müssen bei Privatreisen ein legalisiertes Einladungsschreiben des Gastgebers bzw. der jeweiligen Firma über den Zweck der Reise beifügen
  • Es gibt ein Touristenvisum für Gruppen auch für religiöse Zwecke (für einen Aufenthalt von max.15 Tagen)

Wer direkt in den autonomen kurdischen Teil des Iraks fliegt, bekommt in Erbil und Sulaimaniyya ein Visum upon arrival. Wer länger in Kurdistan bleiben möchte, braucht in jedem Fall eine kurdische Aufenthaltsgenehmigung. Die Erteilungsbedingungen variieren je nach Situation, Staatsangehörigkeit des Besuchers und Aufenthaltsgrund. Offiziell weist das Auswärtige Amt darauf hin, dass deutsche Staatsbürger*innen, auch bei direkter Einreise in die kurdisch verwalteten Provinzen, dennoch ein irakisches Visum benötigen.

Gemäß Einreisebestimmungen des Auswärtigen Amtes ist eine Einreise mit folgenden Dokumenten möglich:

  • Reisepass: Ja
  • Vorläufiger Reisepass: Ja
  • Personalausweis: Nein
  • Vorläufiger Personalausweis: Nein
  • Kinderreisepass: Ja

Anmerkungen

Die schnellsten Anweisungen und Reise-Warnungen liefert das Britische Foreign and Commonwealth Office (FCO). Auf der Seite können sich Interessierte auch für Updates registrieren lassen. Im Moment rät das FCO kategorisch von der Einreise in den Irak, einschließlich des kurdischen Autonomiegebietes, ab.

Es wird außerdem dringend empfohlen, sich bei Ihrer Botschaft anzumelden, wenn ihr in den Irak reisen wollt und eine gültige Reiseversicherung abzuschließen reisen, die auch eine Entführungsversicherung beinhalten sollte.

Medizinische Hinweise & Impfungen für den Irak

Für die direkte Einreise aus Deutschland sind keine Impfungen für den Irak vorgeschrieben. Generell sollten alle Standardimpfungen gemäß des Impfkalenders des Robert-Koch-Instituts auf dem aktuellen Stand sein und als Reiseimpfungen werden Impfungen gegen Hepatitis A und Polio, bei Langzeitaufenthalt oder besonderer Exposition auch gegen Hepatitis B, Typhus und Tollwut empfohlen.