Backpacking in der Antarktis
„Man stelle sich ein Land vor, so groß wie Australien und Europa zusammen. Sonniger als Kalifornien und kälter als das Gefrierfach eines Kühlschranks. Trockener als Arabien und höher als die Schweiz. Leerer als die Sahara. Es gibt nur einen Ort auf der Welt, auf den diese Beschreibung zutrifft: die Antarktis – dieser fremde, aber wunderschöne Kontinent im untersten Teil der Erde”, schreibt J. M. Dukert in seinem Buch „This is Antartica“ und könnte es kaum besser treffen. Diese eisige Weite erstreckt sich über 13,2 Millionen Quadratkilometer und ist somit der fünftgrößte Kontinent der Erde. Mehr als 99 Prozent des antarktischen Kontinents sind mit Eis bedeckt, das durchschnittlich 2,3 km dick ist.
In der Antarktis findet ihr Eisberge, die steil vom Meer aufragen und in der Wintersonne in allen Blautönen glitzern, riesige Wale verschiedenster Art , die neben dem Schiff auftauchen sowie Pinguine und Robben, die sich gegenseitig Wärme spenden. Die Tiere haben keine Angst vor Menschen und kommen euch nah wie wohl nur auf den Galapagos Inseln. Die Antarktis scheint somit nicht nur unberührt, sondern auch wild, unerschlossen und vor allem eines: völlig naturbelassen und echt. Wer kann da schon widerstehen?
Eisbären trefft ihr in der Antarktis übrigens keine an, die sind nur in der Arktis am Nordpol beheimatet. Die Antarktis liegt im Südpolarmeer und war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts der letzte unerforschte Kontinent der Erde. Kein Mensch hatte zuvor Fuß auf das gefrorene Terra Incognita gesetzt.
Während der frühen Jahrzehnte des Jahrhunderts erkundeten Abenteurer*innen mehr und mehr der Geheimnisse der Antarktis. Noch vieles ist unerforscht, doch vieles auch schon für den Tourismus zugänglich gemacht. Tourist*innen können die Antarktis kann nur mit einem Kreuzfahrt-, Segel- oder Expeditionsschiff besuchen. Obwohl es dem empfindlichen Ökosystem alles andere als guttut, steigen die Besucherzahlen jährlich und die Tourenpreise sinken.
Die Temperaturen in der Antarktis liegen die meiste Zeit des Jahres kontinuierlich unter dem Gefrierpunkt. Die tiefste jemals gemessene Temperatur wurde im Juli 1983 an der russischen Station Vostok genommen und betrug minus 89,2°C. Zusätzlich wehen in der Antarktis starke Fallwinde – so genannte katabatische Winde – mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h.Solche Bedingungen sorgen dafür, dass das Leben im Vergleich zu anderen Regionen auf der Welt karg ist. Doch die Tiere, die diese frostige Umgebung besiedeln, sind gut angepasst, um die unglaublich harten Lebensbedingungen, die von den Forschungsreisenden und hier stationierten Wissenschaftler*innen beobachtet werden, zu bewältigen.
Die Antarktis ist wahrlich ein Kontinent der Extreme: Auf der Ross-Insel findet ihr Mount Erebus, der südlichste aktive Vulkan der Welt, und auf Deception Island befinden sich sogar Thermalquellen. Zudem sind in der Antarktis 70 Prozent des Süßwassers der Erde als Eis gebunden und stellen somit das größte Süßwasserreservoir der Welt dar. Ein Abschmelzen der Eiskappe würde den Meeresspiegel um bis zu 60 m ansteigen lassen, was zur Überschwemmung zahlreicher dicht besiedelter Küstenregionen, Inseln und von weiten Landstrichen führen würde.
Das Transantarktische Gebirge trennt den halbkreisförmigen ostantarktischen Schild von der Westantarktis mit der Antarktischen Halbinsel. Es erstreckt sich von Victorialand am Rossmeer bis Coats Land am Weddellmeer und ist mit einer Länge von 3.500 km die fünftlängste Gebirgskette der Erde. Die stellenweise mehr als 4.000 m dicke Inlandeisdecke macht die Antarktis zum höchsten Kontinent der Erde.
Die Geschichte der Antarktis
Schon gewusst? Die Region der Arktis hat ihren Namen vom nördlichen Sternbild des Großen Bären (griech. „arktos”). „Ant-Arktis” soll ausdrücken, dass dieses Gebiet antipodisch zur Arktis liegt; also der Arktis „gegenüber”.
Der Kontinent Antarktika war Teil des Urkontinents Pangäa. Dieser Urkontinent zerbrach vor mehr als 200 Millionen Jahren in einen nördlichen Teil (Laurasia) und einen südlichen Teil (Gondwana). Nach der Theorie der Kontinentalverschiebung (Alfred Wegener, 1912) sind Laurasia und Gondwana seit dem Mesozoikum nach und nach in die heutigen Kontinente zerbrochen. Angetrieben von Konvektionsströmen im Erdinneren bewegen sich die Kontinentalplatten weiterhin mit wenigen Zentimetern pro Jahr. Infolge dieses Kontinentaldriftes schob sich die Antarktis auf ihre heutige Position am Südpol.
Das Vorhandensein eines südpolaren Kontinents wurde bereits im 16. Jahrhundert vermutet. In den Folgejahrhunderten wurde diese These durch Berichte von Fahrten durch südpolare Gewässer (zum Beispiel: James Cook, 1775) unterstützt. Konkret nachgewiesen wurde die Existenz der Antarktis aber erst 1820 nahezu gleichzeitig durch Besatzungen russischer, US-amerikanischer und britischer Schiffe. Wem von diesen Seeleuten letztlich die Ehre gebührt, als erster Mensch die Antarktis erblickt zu haben, ist strittig. Nach diesen Entdeckungen verschwand die Antarktis in den folgenden Jahrzehnten zunächst weitgehend aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Erst am Ende des 19. Jahrhunderts, das unter anderem durch den Höhepunkt des Kolonialismus europäischer Mächte sowie durch rasante Entwicklungen in Wissenschaft und Technik geprägt war, begann ein, durch einen 1895 von der Royal Geographic Society in London veranstalteten Kongress ausgelöstes Rennen zum Südpol. Dabei ging es für die Forscher*innen nicht nur um die Erlangung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Mindestens ebenso wichtig war der Aspekt des nationalen Prestiges bei dem Projekt, den Südpol per Expedition zu erreichen. Die erste Südpolexpedition dieses bis Mitte der 1920er Jahre dauernden „Goldenen Zeitalters der Antarktisforschung“ war die belgische „Belgica-Expedition“. 1901 bis 1904 leitete der britische Marineoffizier Robert Falcon Scott die berühmte, nach Scotts Schiff benannte „Discovery-Expedition“, bei dem sich Scott bis auf 850 km dem Pol genähert hatte.
Nachdem der anglo-irische Brite Ernest Shackleton, ein Konkurrent von Scott, im Jahr 1909 („Nimrod-Expedition“) lediglich 92 Meilen vor dem Südpol hatte umkehren müssen, entbrannte zwei Jahre später das entscheidende Wettrennen zwischen Robert Scott und dem norwegischen Polarforscher Roald Amundsen Der Norweger erreichte am 14. Dezember 1911 als erster Mensch den Pol. Am 17. Januar 1912 folgte ihm die fünfköpfige Scott-Gruppe, die auf dem Rückweg umkam. Das auf dieser „Terra Nova-Expedition“ von Scott bis zu seinem Tod geführte Tagebuch gehört zu den ergreifendsten Dokumenten der Wissenschaftsgeschichte.
Seit den 20er Jahren wurde die Antarktis vornehmlich per Flugzeug erkundet. Versuche, Teile der Antarktis zu annektieren, blieben rein deklamatorisch und entwickelten keine völkerrechtliche Wirkung. Durch den 1961 in Kraft getretenen, zunächst auf 30 Jahre befristeten, und 1991 bis 2041 verlängerten „Antarktis-Vertrag“ wurde festgelegt, dass Argentinien, Chile, Australien, Neuseeland, Großbritannien, Frankreich und Norwegen ihre Ansprüche ruhen lassen und die Antarktis gemeinsam und ausschließlich für friedliche Zwecke genutzt werden darf.
Die Antarktis besteht aus zwei geologisch sehr unterschiedlichen Einheiten. Die Ostantarktis bildet ein zusammenhängendes Gebiet unter dem Eis. Das Grundgebirge besteht aus bis zu 3,8 Mrd. Jahren alten Gneisen, die von jüngeren vulkanischen Gesteinen und Sedimenten überdeckt sind. Die Westantarktis ist ein unter dem Eis liegender Inselarchipel. Das Transantarktische Gebirge trennt die beiden Gebiete voneinander. Es zieht sich quer über den Kontinent und bildet ein tektonisch aktives Gebiet. Am Rand dieses Gebirges findet sich der südlichste aktive Vulkan der Welt, der Mount Erebus (3.794 m).
In der Antarktis leben im Gegensatz zu allen anderen Kontierten keine menschlichen Ureinwohner*innen. In der Regel reisen Forscher*innen, Tourist*innen oder nationale/internationale Medien in die Antarktis. Deshalb ist die letzte große zusammenhängende Region der Erde, die vom Menschen noch weitestgehend unbeeinflusst ist.
Interessant ist auch, dass die einzelnen Forschungsstationen eigentlich die Städte der Antarktis darstellen, denn wirkliche Infrastrukturen oder richtige Wohnungen gibt es in der Antarktis nicht. Zumindest nicht so, wie wir sie kennen. So gibt es innerhalb der Antarktis rund 80 verschiedene Stationen. 7 von ihnen stammen aus Argentinien, 6 aus Australien und 5 werden von Russland betrieben. Auch Belgien ist seit dem Jahre 2009 wieder zurück, die Station König Baudouin wird alleine durch Wind- und Sonnenenergie betrieben und ist nur im Sommer belegt.
Backpacker Budget für die Antarktis
Die Antarktis ist nur per Schiff oder Flugzeug erreichbar. Menschen, abgesehen von Wissenschaftler*innen, können sich den Kontinent nur mittels einer gebuchten und allzeit betreuten Reisetour anschauen, die meistens per Schiff stattfindet. Preise variieren je nach Reiseroute, Reisedauer und Schiffsgröße bzw. Klasse.
Die Angebote für die klassische 5-6 Tageroute und den einfachsten Standard (inklusive Vollverpflegung an Bord) gibt es bereits zwischen 4.600 bis 6.500 Euro pro Person. Doch längere Reisen mit mehr Stopps und in Richtung Ost-Antarktis kosten im Schnitt 10.000 bis 20.000 Euro. Doch die teureren Reisen sind meist auch High-End-Reisen mit luxuriösem Standard, auf denen ihr wahrscheinlich viele Rentner*innen antrefft. In der günstigeren „Holzklasse“ trefft ihr viele Individualtouristen, Backpacker*innen und ganz normale Mittelstandsfamilien an.
Die Antarktisreisen beginnen meistens in Ushuaia in Argentinien. Manche auch in Chile (und Australien). Tipp: Wer nur spontan eine Antarktisreise machen möchte, kann ein richtiges Schnäppchen reisen. In Ushuaia – der südlichsten Stadt der Welt in Feuerland – kann man manchmal noch Last Minute Schnäppchen ergattern. Wenn die Schiffe nicht voll werden, könnt ihr hier Rabatte bis zu 50 Prozent aushandeln. Das einzige Risiko ist allerdings, dass ihr doch nicht mitkommen werden könnt, da alle Plätze belegt sind – von daher ist es eben der „spontan“.
Schiffsrouten durch die Antarktis
Es gibt verschiedene Routen durch die Antarktis. Sie hängen stark davon ab, wie lange ihr unterwegs sein wollt und natürlich auch, was ihr euch leisten könnt. Die beiden Standardrouten gehen zur Antarktischen Halbinsel, zusätzlich fährt die eine noch in Südgeorgien (South Georgia) vorbei, wo ihr sehr viele Tiere sehen könnt. Variationen sind noch ein Abstecher zu den Falklandinseln, zum Kap Horn und zum Polarkreis.
Route 1: Der 11-Tage Klassiker
Eine wirklich klassische Kreuzfahrt zur Antarktischen Halbinsel dauert üblicherweise um die 11 Tage ab Abfahrt in einem Hafen in Südamerika bis zur Rückkehr dorthin. Es braucht jeweils etwa zwei Tage zur Querung der Drake-Passage am Anfang und Am Ende der Reise, so dass ihr effektiv 5-6 Tage in der Antarktis verbringen könnt. Häufig werden auch noch die Südshetland Inseln angefahren. Diese Tage werden mit einer Reihe von Landgängen intensiv genutzt und bringen unvergessliche Eindrücke von der Antarktischen Halbinsel, die so ziemlich alles bietet, was die meisten Menschen sich unter Antarktis vorstellen: spektakuläre Berg- und Eislandschaften und Eisberge sowie viele Tiere wie Pinguine, Robben und gute Chancen auf Wale. Von Kaiserpinguinen abgesehen, bekommt man so ziemlich alle größeren antarktischen Tiere zu sehen, aber auf die Subantarktis beschränkte Arten wie Königs- und Goldschopfpinguine sind auf dieser Route natürlich nicht zu finden. Der geographische Schwerpunkt liegt auf der Westküste der Antarktischen Halbinsel.
Von der klassischen Fahrtroute zur Antarktischen Halbinsel gibt es verschiedene Varianten, etwa mit Schwerpunkt auf dem Weddell-Meer, also der nördlichen Ostküste der Antarktischen Halbinsel mitsamt vorgelagerten Inseln, einem Abstecher zum Südpolarkreis oder Spezialfahrten zu einer Kaiserpinguinkolonie im Weddell-Meer früh zu Saisonbeginn, wobei mitunter Hubschrauber eingesetzt werden.
Route 2: Antarktis Intensiv in 3 Wochen
Die „große Runde”: 3 Wochen zu den Falklandinseln, nach Südgeorgien und zur Antarktischen Halbinsel. Auf dieser Fahrt geht es zu den subantarktischen Tierparadisen, aber da diese fernab der Kontinente liegen und daher insgesamt etwa 3.000 Seemeilen zurückzulegen sind, ist auch mehr Zeit fällig. Etwa die Hälfte der Reisezeit auf dem Schiff rhr auf See. Mit der Reisedauer steigt natürlich auch der Reisepreis kräftig an: Die „große Runde“ bietet sicher den umfangreichsten Querschnitt durch die subantarktische und antarktische Tierwelt, den eine einzelne Reise aufweisen kann; die einzigen Arten, die man hier kaum sehen wird, sind Kaiserpinguine und die seltene Rossrobbe.
Route 3: Antarktis Spezial, das Rossmeer
Das Rossmeer: Dieser fernab der üblichen Routen gelegene Teil der Antarktis zieht eine kleine Zahl Antarktis-Tourist*innen an, die meistens schon auf früheren Reisen die Antarktische Halbinsel bereist haben. Die Reisen beginnen und enden entweder in Neuseeland oder Australien oder sie werden als Antarktis-Halbumrundung von Südamerika nach Neuseeland oder zurück durchgeführt.
Ausgangspunkt zum Backpacking durch die Antarktis
Der günstigste Ausgangspunkt für eine Antarktis-Schiffsreis ist, wie schon erwähnt, Ushuaia im südlichsten Zipfel Argentiniens. Von hier ist die Entfernung zum Ende der Welt einfach die geringste, daher ist es hier logischerweise auch viel günstiger, als wenn ihr von Punta Arenas in Chile aus startet. (Wer das Rossmeer sehen will, kann das auch von Australien oder Neuseeland aus tun, dazu unten mehr).
Es gibt aber auch verschiedene Reisen, die teilweise oder ganz auf das Flugzeug setzen: Bei „Fly the Drake“ wird die berüchtigte Drake-Passage nicht mit dem Schiff, sondern mit dem Flugzeug gequert, was sicher bequemer ist, aber dennoch das Risiko birgt, bei schlechtem Wetter wertvolle Zeit zu verlieren, da auf dem Flugfeld auf King George Island (Südshetland Inseln) nur bei geeignetem Wetter gelandet werden kann. Es gibt auch reine Flugreisen mit kurzem Aufenthalt auf King George Island, eventuell mit Übernachtung dort, aber dann bekommt man von der Antarktis wirklich nur einen der ganz wenigen Bereiche zu sehen. Teure Spezialreisen gibt es für Bergsteiger*innen, die den Mount Vinson besteigen wollen, den höchsten Berg der Antarktis, was eine umfangreiche Fluglogistik über das Patriot Hill Camp im Weddell-Meer erfordert, und wer will, kann auf diesem Weg auch eine Stippvisite am Südpol machen. Für den kurzen Aufenthalt dort ist allerdings ein Betrag fällig, für den man so einige Reisen zur Antarktischen Halbinsel machen könnte.
Die Dauer der Reise
Die kürzeste Antarktis-Reise beträgt zehn Tage. Die braucht ihr auch, da ihr ganze vier Tage Anreise über die Drake Passage habt – zwei hin, zwei zurück. Die längsten Reisen, die man online findet, dauerten an die 33 Tage. Diese Schiffe drangen so weit zur Ost-Antarktis vor wie sonst nur die Segelflugzeuge. Die durchschnittliche Reisedauer der meisten Schiffsreisen liegt jedoch zwischen 11-18 Tagen.
Die Schiffsausstattung
Wenn ihr ein riesiges Schiff mit Luxusausstattung, Pool, Sauna und riesigem Saal mit Klavier und Showeinlagen haben möchtet, dann wird euch dies einfach auch genauso viel kosten, wie es sich beim Lesen anfühlt. Die meisten Backpacker*innen entscheiden sich jedoch für ein Expeditionsschiff, einen ganz normalen Eisbrecher ohne Schnickschnack und mit schlichter, doch praktischer Einrichtung. Interessant ist, dass die Schiffe, die eher als „basic“ zu beschreiben sind, auch kleiner sind. Der Vorteil: Ihr werdet hier weniger Leute haben, mit denen ihr die Zodiacs (kleine Schiffe zu Überfahrt ans Festland) und die besten Fotospots teilen müsst.
Das Klima in der Antarktis
In den Küstengebieten der westlichen Antarktis herrscht ein eher ozeanisches, in der zentralen östlichen Antarktis ein eher kontinentales Klima. Allgemein nimmt die Temperatur von den Küsten zum Landesinneren ab, weil sich die Küsten unter dem Einfluss des Meeres nicht so stark abkühlen. Die mittlere Wintertemperatur beträgt an den Küsten -20 bis -30°C. Im Landesinneren liegen die Temperaturen im Winter mit -60° bis -70°C deutlich darunter und machen die Antarktis zum kältesten Kontinent der Erde.
Nur einige Gebiete der Antarktischen Halbinsel erreichen im Sommer regelmäßig Temperaturen über dem Gefrierpunkt. Jedoch ist vor allem die Antarktische Halbinsel im Westen des Kontinents stark vom globalen Klimawandel betroffen. Keine Region der Erde wärmt sich derzeit schneller auf. So geben Temperaturdaten des „Oak Ridge National Laboratory” von Forschungsstationen auf der Antarktischen Halbinsel eine Erhöhung der Jahresmittelwerte von bis zu 2°C in den letzten 50 Jahren an. Für den gesamten Kontinent wurde eine Erwärmung von etwa 0,12°C pro Jahrzehnt nachgewiesen.
In der Antarktis herrschen starke Winde vor. Sie entstehen durch warme, in der Höhe einströmende Luftmassen, welche ein Hochdruckgebiet mit einem stabilen Schönwetterzentrum über dem Zentralplateau bilden. Diese Luftmassen kühlen sich ab, sinken nach unten und fließen zu den Küsten hin ab (Fallwinde). Die Sturmregion des King-George-Victoria-Landes verzeichnet im Jahr 340 Sturmtage mit Windgeschwindigkeiten bis über 300 km/h.
Der Niederschlag in der Antarktis fällt überwiegend als Schnee und überwiegend in den Wintermonaten. Im Einflussbereich des Hochdruckgebietes im Inneren der Antarktis entsteht Niederschlag ausschließlich durch das Abkühlen der absinkenden Höhenluft. Mit weniger als 50 mm pro Jahr sind die Niederschläge in der Zentralantarktis sehr gering und machen sie zu einer trockenen Eiswüste.
Reisezeiten für die Antarktis
Der Antarktis-Tourismus ist stark saisonal geprägt und findet ausschließlich im Sommer statt, der zeitlich natürlich dem Winter der Nordhalbkugel entspricht. Hauptsaison ist von Ende November bis Mitte Februar, aber die ersten Reisen beginnen schon im Oktober und die letzten Schiffe halten bis weit in den März hinein oder sogar bis Anfang April aus.
Früh in der Saison sieht man noch viel Eis und Schnee, was der Landschaft ihren besonderen Reiz verleiht, aber das Eis kann für den Reiseverlauf natürlich auch hinderlich sein. Ab Ende Dezember sind die Küken der Pinguine zu sehen, die dann schnell an Größe gewinnen und bald zu echten Stars und Publikumslieblingen jeder Antarktisreise in der zweiten Hälfte der Saison werden.
In Südgeorgien sind zu Saisonbeginn, bis Anfang oder Mitte November, die beeindruckenden Seeelefanten am zahlreichsten und am aktivsten, dann kommen die Seebären (Pelzrobben) in so großer Zahl, dass manche Strände zeitweise unzugänglich sind. Das betrifft auch Prion Island, der einzige Ort in Südgeorgien, wo Normalsterbliche Wanderalbatrosse am Brutplatz beobachten können: Bis Anfang Januar ist Prion Island regelmäßig für Besucher*innen gesperrt.
Backpacker Trips & Tipps für die Antarktis
Für eure Reise in die Antarktis solltet ihr unbedingt eine wasserdichte Jacke und eine wasserdichte Überhose einpacken. Es kann regnen und während des Anlegens müsst ihr euch auf jeden Fall vor dem Wasser schützen. Das ist wahrscheinlich die wichtigste Kleidung, die ihr für eine Antarktisreise einpacken solltet. Auch gute dicke Socken dürfen nicht fehlen. Nehmt zudem eine Sonnenbrille mit. Wenn die Sonne scheint, kann es sehr grell werden, vor allem wenn das Licht vom Eis reflektiert wird.
Tipp: Kleidet euch in Schichten. Wann immer ihr einen Ort mit kaltem Klima besucht, solltet ihr euch in Schichten kleiden. Bei der Antarktis ist das nicht anders. Da ihr im Sommer unterwegs seid, kann es überraschend warm sein (10C°). Außerdem werdet ihr viel zu Fuß unterwegs sein – und dabei wird es euch warm werden. Wenn ihr euch in Schichten kleidet, könnt ihr Schichten ausziehen, um so das Schwitzen zu vermeiden. Wenn ihr leicht seekrank werdet, solltet ihr entsprechend Medikamente einpacken. Meistens ist auch ein*e Arzt*in an Bord und kann bei Bedarf weiterhelfen.
Gerade Budget-Backpacker*innen, die die Antarktis erleben wollen, sollten sich das merken: Die obersten Decks sind immer die teuersten. Ihr erkennst diese auch an der Größe und an dem Design der Fenster: die Kojen mit den Bullaugen sind viel billiger als die mit den normalen Fenstern. Und teilt ihr euch eine Kabine, kommt euch das noch einmal weniger. Da ihr jedoch so gut wie nie in eurem Zimmer sein werdet, außer zum Schlafen, ist das alles kein Problem.
Die meisten Kreuzfahrtschiffe beherbergen zwischen 45 bis 300 Passagiere (+ Crew). Das ist insofern wichtig, da es strenge Regelung in der Antarktis gibt, dass sich maximal 100 Personen (Gäste + Crew) an einem Ort an Land befinden dürfen. Was bei den großen Schiffen dazu führt, dass sie weniger Landgänge oder gar keine haben. Was schade ist, da dies der größte Spaß der Reise ist. Also haltet euch an kleinere Expeditionsschiffe. Bei einem kleinen Schiff bleibt euch somit auch mehr Zeit bei Landgängen und Rundfahrten mit den Zodiacs, da weniger Menschen von A nach B gebracht werden müssen
Seid ihr erst mal in der Antarktis angekommen, richtet sich alles nach den örtlichen Gegebenheiten. Die Crew versucht so viele Landgänge und Zodiac-Fahrten zu ermöglichen, wie es geht. Da das Wetter sehr wechselhaft ist, können kurzfristig Ausflüge wegen zu starker Wellen ausfallen.
Noch ein Tipp: Egal, von wo ihr an- oder abreist. Spätestens an eurem Ankunftsort wie in Ushuaia sollte man sich zwischen Flug und Einschiffen noch eine Übernachtung gönnen, um zeitlichen Puffer zu haben, falls die Flüge nicht so funktionieren wie geplant. Schiffe warten üblicherweise nicht auf verspätete Passagiere und schon gar nicht auf einen Koffer, der erst mit dem nächsten Flieger kommt. Ähnliches gilt für die Rückreise. Meistens ist um 9 Uhr (Ortszeit) Ausschiffung, aber im Einzelfall kann es Verzögerungen geben, sei es wegen eines unerwartet heftigen Sturms in der Drake-Passage, weil es Engpässe im Lotsendienst gibt oder die Hafenbehörden sich mal wieder Zeit lassen. Das kommt zwar nicht oft vor, aber wer seinen Abflug von Ushuaia erst nachmittags oder am besten erst einen Tag später hat, nimmt eine eventuelle Verzögerung deutlich gelassener hin.
Backpacker Highlights für die Antarktis
Einmal in der Antarktis angekommen, kommt ihr aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die gesamte Antarktis ist ein großes Highlight!
Die meisten Ausflüge starten früh morgen um 6 Uhr, doch das sollten die Ein- und Anblicke in diese fremde Welt wert sein. In der St. Andrew’s Bay erwartet euch beispielsweise eine der größten Königspinguin-Kolonien unseres Planeten und die Inseln Barrientos und Cecilia im Süd-Shetland-Archipel sind von Tausenden von Zügel- und Eselspinguinen bewohnt. Lasst eure Zodiacs von den neugierigen Seeleopard-Robben begrüßen, die im flachen, kristallklaren Wasser um den Landeplatz herumschwimmen. Barrientos und Cecilia Islands sind eisfreie Inseln in der Aitcho-Inselgruppe.
Wenn man alle Unterarten mitzählt, gibt es insgesamt 25 Pinguinarten auf der Welt, allerdings gibt es nur vier wirklich antarktische Pinguinarten: Adélie, Eselspinguin, Kinnriemenpinguin und Kaiserpinguin. Haltet die Augen offen! Normalerweise habt ihr immer Wissenschaftler*innen oder Expert*innen an Bord eurer Reise, die sich auskennen und euch mit erster Hand Informationen versorgen, was ihr da gerade vor euch seht.
Ebenso wunderschön ist Deception Island, eine der südlichen Shetlandinseln, welche durch einen aktiven Vulkan gebildet wird. Etwa 16 Kilometer von Livingston Island entfernt, kann man die 13 Kilometer breite Vulkaninsel durchwandern. 1820 wurde diese kleine Insel das erste Mal entdeckt, erst 1842 verstand man, dass es sich hier um einen Vulkan handelt. Auch wurden hier im Jahre 1944 erste Forschungsstationen aufgebaut und im weiteren Verlauf ausgebaut.
Eine Sehenswürdigkeit für sich: Die antarktischen Trockentäler. Sie sind eisfreie Täler, welche etwas östlich der Antarktis liegen. Das Victoria Tal, das Wright Tal und das Taylor Tal bilden zusammen die Trockentäler. Dort herrschen extreme Bedingungen, welche sich über die Jahrhunderte hinweg frei entwickeln konnten. Wer schon einmal vom transantarktischen Gebirge gehört hat, der weiß, dass diese Täler ein Teil von ihnen sind. Insgesamt kann das Gebiet auf 4900 Quadratkilometer beschrieben werden. Hier fliest auch der Onyx, der wohl längste und wichtigste Fluss der Antarktis. Für Forschungen und Expeditionen ein toller Ort.
Zwischen der antarktischen Halbinsel und der Booth Inseln liegt der Lemaire Kanal. Er stellt eine beeindruckende Meerenge dar und wurde 1873 von einem deutschen Kapitän entdeckt. Erst im Jahre 1898 wurde er aber nach einem belgischen Afrikaforscher benannt. Der Kanal ist gerade einmal 6 Kilometer lang, die Berge erstrecken sich beidseits auf bis zu 1000 Meter Höhe. Dieser Kanal ist definitiv der Höhepunkt einer jeden Antarktisreise, denn Sie werden aus dem Staunen nicht herauskommen. Die Gewässer hier unterliegen im Übrigen dem Naturschutz.
Ein weiterer Höhepunkt für viele Antarktis-Reisende ist das Schwimmen, das oft als „Polartauchen“ bezeichnet wird – im Grunde zieht man sich seine Schwimmausrüstung an und geht für ein verrücktes Bad in das kälteste Wasser der Welt, während um euch herum Tafeleisberge schwimmen.
Backpacker Visa und Impfungen für die Antarktis
Da eine Reise in die Antarktis fast immer von einem südamerikanischen Land (Chile oder Argentinien) ausgeht, wird ein Reisepass benötigt, der noch sechs Monate über das Reiseende hinaus gültig sein muss. Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise in beide Länder und den Aufenthalt von bis zu 90 Tagen kein Visum.
Gemäß Einreisebestimmungen des Auswärtigen Amtes ist eine Einreise nach Argentinien und Chile mit folgenden Dokumenten möglich:
- Reisepass: Ja
- Vorläufiger Reisepass: Ja
- Personalausweis: Nein
- Vorläufiger Personalausweis: Nein
- Kinderreisepass: Ja
Medizinische Hinweise & Impfungen für die Antarktis
Für eure Reise in die Antarktis sollten alle Standardimpfungen gemäß des Impfkalenders des Robert-Koch-Instituts auf dem aktuellen Stand sein.
Gerade bei der Überfahrt zur Antarktischen Halbinsel muss mit starkem Seegang gerechnet werden (z.B. während der Drake Passage). Wenn ihr anfällig für die Seekrankheit seid, sollten ihr rechtzeitig mit eurem Hausarzt über die Mitnahme möglicher Medikamente sowie deren Nebenwirkungen sprechen. Um die Seekrankheit zu lindern, sollten Alkohol, Zigaretten und enge Räume gemieden werden. Viele Passagiere fühlen sich schon besser, wenn Sie an Deck sitzen und den Horizont beobachten oder einfach nur mit geschlossenen Augen daliegen. Manchmal hilft es auch, wenn man eine Kleinigkeit, wie Cracker oder Toast, zu sich genommen hat. Wenn ihr erst einmal seekrank seid, werden Tabletten nur noch von geringem Nutzen sein.