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Backpacking in Afghanistan

Afghanistan ist für Backpacker zweifellos ein einzigartiges Abenteuer. Backpacking in Ostasien, in Südamerika – das gehört längst zum Alltag. Aber Backpacking in Afghanistan? Nur wenige Unerschrockene zieht es derzeit in dieses spannende, aber krisengeschüttelte Land im Mittleren Osten. Und so gehen Backpacker in Afghanistan auch in der Tat ein hohes Risiko ein, das hier nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte. Im Zweifel ist es empfehlenswert, auf ein wenig Autonomie beim Reisen zu verzichten und sich tatsächlich einer Reisegruppe anzuschließen. Ob aber auf eigene Faust oder in einer Gruppe, wer sich als Backpacker auf den Weg nach Afghanistan macht, wird mit atemberaubenden Landschaften und wunderbaren, gastfreundlichen Menschen belohnt…

Backpacking in Afghanistan - Vater und Sohn

Backpacking in Afghanistan – Vater und Sohn

Geschichte Afghanistans

Afghanistan ist ein Staat mit rund 27 Mio. Einwohnern im Mittleren Osten. Das Land grenzt an den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, China und schließlich Pakistan, mit dem es seit 1947 einen Grenzstreit gibt, der aus einer willkürlichen Grenzziehung durch die einstige Kolonialmacht Großbritannien resultiert (die sog. Durand-Linie).

Der Name „Afghanistan“ bedeutet wörtlich „Land der Afghanen“. 1747 begründete Ahmad Schah Durrani ein paschtunisches Königreich, das heute als Vorläufer des modernen Afghanistan gilt. Ahmad Schah Durrani wird als Begründer Afghanistans betrachtet.

Die Afghanen feiern als ihren Unabhängigkeitstag jedoch den 17. August 1919 als den Tag, an dem die Befreiung von britischer Besatzung erfolgte – auch die Umbenennung des Landes in „Afghanistan“ erfolgte erst 1919. Tatsächlich war Afghanistan nie offiziell britische Kolonie. Jedoch hatte sich das Britische Empire dort in verschiedenen Kriegen versucht, eine Vormachtstellung in der Region zu sichern – dabei ging es vor allem um den Machtkonflikt zwischen den Großmächten des Russischen Reiches und des Empire.

Nach der Unabhängigkeit gab es unter Amanullah einige Versuche, die traditionelle Gesellschaft zu reformieren. Diese Reformbewegungen wurden jedoch schnell wieder rückgängig gemacht, als sich die Machtverhältnisse im Lande änderten.

Im Kalten Krieg wurde Afghanistan erneut zum Spielball westlicher Machtinteressen. Durch verschiedene, einander widerstrebende innerafghanische Mächte, vor allem aber auch durch den Einfluss westlicher Mächte ist Afghanistan seit den 1970er Jahren faktisch ständiges Bürgerkriegsgebiet. Dass sich dies mit der Machtergreifung der militanten islamistischen Taliban in jüngerer Geschichte und westlichen Intervention noch einmal verschärft hat, ist wohl allgemein bekannt.

Wirtschaft Afghanistans

Diese desaströse Sicherheitslage hat freilich auch unmittelbaren Einfluss auf die Wirtschaft des Landes. Mit einem BIP von 21 Mrd. US-Dollar ist Afghanistan eines der ärmsten Länder der Welt. Afghanistan ist überwiegend ländlich geprägt. 80% der Bevölkerung lebt auf dem Land, nur 20% in den Städten. Mit rund 61% liegt die Analphabetenquote in Afghanistan sehr hoch. 84% der Frauen und 51% der Männer zwischen 15 und 49 haben laut Weltbankstudie keinerlei Schulbildung.

Nicht Teil der Berechnung des BIP sind die (illegalen) Erträge aus dem Opiumanbau, die 2017 neue Rekordstände erreichten. Die Drogenökonomie ist eines der größten Probleme des Landes. 9000 Tonnen Opium wurden in Afghanistan produziert, das ist ein Großteil der Weltopiumproduktion. Der Anbau von Mohn ist für Bauern lukrativ und relativ krisensicher. Versuche der UN, die Ernten zu vernichten, erwiesen sich als kontraproduktiv, da die Leidtragenden im Endeffekt die Bauern sind – die im Zweifel dann Schutz und Unterstützung bei den Taliban suchen. Einen guten Überblick über die Wirtschaftsdaten Afghanistans findet Ihr auch hier.

Backpacking in Afghanistan - Landleben

Backpacking in Afghanistan – Landleben

Kultur in Afghanistan

Afghanistan ist ein Vielvölkerstaat mit zwei dominanten ethnischen Gruppen, den Paschtunen (historisch: Afghanen) und den Tadschiken. Paschtunen stellen etwa 42% der Bevölkerung, Tadschiken 27%. Tadschiken sind jedoch eigentlich keine ethnische Gruppe, sondern ein Sammelbegriff für Völker und Stämme iranischer Abstammung, die Persisch sprechen und zumeist Sunniten sind. Weitere größere Gruppen sind die Hazara (9%), die mongolischen Ursprungs sind und Usbeken (ebenfalls 9%). Zudem gibt es viele kleinere ethnische Gruppen.

Afghanistan war bis zum 10. Jahrhundert buddhistisch geprägt. Davon zeugen zahllose kulturelle Stätten, unter anderem die berühmten Buddhastatuen von Bamiyan, die 2001 durch die Taliban weitgehend zerstört wurden. Leider ist es nur vereinzelt gelungen, dieses kulturelle Erbe vor der Zerstörung zu bewahren.

Die wichtigsten Sprachen sind Dari (von den Tadschiken gesprochenes Persisch) und Pashto (Sprache der Paschtunen). Mit etwa 5% ist auch Usbekisch eine wichtige Minderheitssprache. Nebenher existieren viele weitere indigene Sprachen. Viele Afghanen sind in der Lage, sowohl Dari als auch Pashto zu verstehen und zu sprechen.

Literatur und Dichtung

Literatur und Dichtung spielen eine große Rolle in der Kultur Afghanistans. Die Pashto-Literatur ist außerhalb des Landes kaum bekannt, dennoch gibt es einige literarische Perlen zu entdecken, deren erste wichtige Vertreter ab dem 16. Jahrhundert in Erscheinung traten. Pir Roschan und Khushal Khan Khattak sind dabei wohl die prominentesten Vertreter. Nebenher gibt es auch eine Volksdichtung.

Die Dari-Literatur war lange Zeit überwiegend lyrisch geprägt. Im 20. Jahrhundert entstanden jedoch auch Romane und Kurzgeschichten, die sich aus der traditionellen Kultur speisen, sie aber teilweise auch kritisch hinterfragen. Wichtige Autoren sind zum Beispiel Dschalaluddin Choschnawa, Suleiman Ali-Dschaguri und Azizurrahman Fathi.

Neben der Litertaur gibt es einige weitere kulturelle Besonderheiten, die es zu erkunden lohnt. Eine davon: Buzkashi. Das Buzkashi-Spiel ist eine Art Nationalsport in Afghanistan – wenn Ihr Gelegenheit habt, einem solchen Spektakel beizuwohnen, solltet Ihr es Euch nicht entgehen lassen. Im Prinzip geht es dabei darum, dass eine Horde Reiter gegeneinander antritt, um eine vorher auf dem Spielfeld abgelegte tote Ziege zu ergattern und vor dem Preisrichter abzulegen. Dafür winkt ein hoher Preis – oftmals ein wertvolles Tier. Der Sieg ist ausgesprochen prestigeträchtig. Das Spiel ist im ganzen zentralasiatischen Raum, unter unterschiedlichen Namen und mit kleineren Varianten, verbreitet, auch in Westchina bei den Uighuren findet es sich.

Kultureller Wandel und Wertvorstellungen

Schon aufgrund der rezenten Geschichte und der Dominanz der Taliban ist die Kultur Afghanistans in vielerlei Hinsicht stark durch Tradition und Religion geprägt. Zwar haben über 80% der Afghanen ein Mobiltelefon und etwa 50% einen Fernseher; doch nur 14% besitzen ein Auto, 35% ein Mofa oder Motorrad. Dies zeigt bereits, wie wenig die Infrastruktur – und der Zugang zu ihr – im Land noch ausgeprägt ist. Zwar gibt es mittlerweile wieder 16 TV-Kanäle; die Inhalte sind jedoch stark zensiert und zeigen überwiegend iranische und indische Filme und Serien, die in der Bevölkerung sehr beliebt sind.

Die starke Verankerung in der Tradition zeigt sich vor allem im traditionellen Rollenverständnis der Geschlechter. Bereits oben wurde deutlich, dass sogar elementare Schulbildung für Mädchen oft nicht als notwendig erachtet wird. Frauen werden früh auf ihre Rolle als Hausfrau vorbereitet. Sie sind nur selten alleine auf der Straße zu sehen. Gesetzlich sind sie verpflichtet, ihren Mann um Erlaubnis zu bitten, wenn sie das Haus verlassen möchten. Zudem sind sie rechtlich verpflichtet, ihrem Mann jederzeit sexuell zur Verfügung zu stehen. Das Tragen einer Burka ist nicht mehr gesetzlich verankert, die meisten Frauen tragen sie jedoch. Auf dem Lande sieht man tendenziell mehr Frauen ohne Burka, da diese bei der Feldarbeit hinderlich ist. Zu Bedenken ist auch, dass es auf den Straßen gerade auch in größeren Städten desöfteren zu Übergriffen gegen Frauen kommt. (Dies solltet Ihr auch als Reisende bedenken – als Frau alleine unterwegs zu sein, kann schnell gefährlich werden!)

Zu guter Letzt sei gesagt: Homosexualität ist in Afghanistan nicht nur verpönt, sondern auch gesetzlich verboten. Auch das ist für LGBTQ-Reisende natürlich zu bedenken: Wenn Ihr als gleichgeschlechtliches Paar reist, sagt einfach, ihr seid Freunde und haltet Euch mit allem, was auf etwas anderes hindeutet, zurück. Ansonsten drohen empfindliche Strafen.

Backpacking in Afghanistan - Landschaft im Frühling

Backpacking in Afghanistan – Landschaft im Frühling

Backpacker Budget in Afghanistan

Reisen in Afghanistan ist, wie auch in anderen Staaten Zentralasiens und des Mittleren Ostens, im Prinzip nicht besonders teuer. Allerdings steht Ihr vor dem Problem, dass viele Unterkünfte Euch nicht aufnehmen werden, da das Sicherheitsrisiko zu groß ist – sichere Unterkünfte, die Ausländer aufnehmen, sind aber oft auch teurer. Couchsurfing ist auf dem Vormarsch, aber man kann nicht darauf bauen, dass Ihr überall eine Couch finden werdet. Euer durchschnittliches Tagesbudget liegt mit Essen und Unterkunft bei um die 45-70 €.

Kosten entstehen vor allem auch dadurch, dass Ihr eine gewisse Flexibilität mitbringen müsst. Es ist nicht daher auch angeraten, mit dem buchstäblich letzten Penny nach Afghanistan zu reisen. Es kann immer sein, dass Ihr vor Ort Eure Route ändern oder mit dem Flugzeug statt über Land weiterreisen müsst oder noch ein paar Tage festhängt und keine günstige Unterkunft findet. Darum solltet Ihr immer etwas Geld in Reserve haben.

Die Landeswährung ist der Aghani (AFN). Geld führt Ihr am besten in US-Dollar mit. ATMs gibt es zwar in Städten wie Kabul und man kann dort auch meist Geld ziehen, aber Wechselstuben findet Ihr fast überall im Land. So geht Ihr auf Nummer sicher.

Mietwagen in Afghanistan

Mietwagen mietet Ihr am besten direkt mit Fahrer vor Ort in Kabul. Wenn Ihr Glück habt, kann der Fahrer sogar ein wenig Englisch. Für eine Fahrt von Kabul nach Masar-e Sharif solltet Ihr etwa 90€ rechnen. Diese „Mietwagen“ sind letztlich inoffizielle Langstreckentaxis.

Das Straßennetz in Afghanistan ist nicht besonders gut ausgebaut und in weiten Teilen schon aufgrund der allgemeinen Sicherheitslage gefährlich. Die meisten Straßen sind nicht asphaltiert. Es gibt eine direkte Verbindungsstraße zwischen Kabul und Masar-e Sharif, die relativ sicher und gut befahrbar ist. Auch von Kabul nach Kandahar gibt es eine neue Straße, hier gibt es aber regelmäßig Anschläge auf Fahrzeuge, weshalb es nicht ratsam ist, hier als Backpacker unterwegs zu sein.

Öffentliche Verkehrsmittel in Afghanistan

Es gibt ein zunehmend gut ausgebautes Verkehrsnetz zwischen den größeren afghanischen Städten. Teilweise werden diese mit Minibussen oder mit Toyota Corollas bedient, die letztlich Langstreckentaxis sind (s.o.).

Taxi fahren in Afghanistan

Taxis verfügen in Afghanistan nicht über Taxameter. Der Preis muss vorab mit dem Fahrer ausgehandelt werden. Bietet am besten 70% des Preises, der Euch vorgeschlagen wird und hangelt Euch von dort zu einem Endpreis vor. Taxis sind gelb und klar erkennbar. Für 1€ solltet Ihr etwa 3-4 km weit kommen.

Bus fahren in Afghanistan

Neben Busverbindungen über den Khyber-Pass (die von ausländischen Reisenden unter Umständen nicht genutzt werden dürfen) gibt es einige lokale Busse und Minibusse zwischen den Städten. Sie zu nutzen ist nicht immer empfehlenswert. Hat man Euch als Ausländer erkannt, kann es vorkommen, dass einer der Insassen voraustelefoniert, so dass der Bus angehalten und „gecheckt“ wird, sei es mit dem Ziel des Raubes oder der Entführung. Natürlich passiert das nicht immer. Aber wenn Ihr lokale Busse nutzt, bemüht Euch, als Ausländer nicht aufzufallen.

Bahnfahren in Afghanistan

Derzeit gibt es in Afghanistan noch kein Bahnnetz für Passagierverkehr. Drei Cargo-Routen im Norden des Landes wurden kürzlich eingerichtet, Passagierverbindungen sind in Planung.

Backpacker Routen in Afghanistan

Am leichtesten ist das Reisen mit einer organisierten Tour. Es gibt mittlerweile wieder einige Unternehmen, die Reisepakete für Afghanistan anbieten. Die Touren sind zwischen 4 Tagen und etwa 3 Wochen lang. Neben Standardpaketen werden auch individuelle Routen zusammengestellt. Wer mag sollte zum Beispiel einmal bei Untamed Borders oder Let’s be Friends schauen.

Natürlich könnt Ihr Euch auch auf eigene Faust auf den Weg machen. Sprachkenntnisse oder Freunde im Land sind dann jedoch ein klarer Vorteil.

Backpacking in Afghanistan - Festung

Backpacking in Afghanistan – Festung

Route 1: Afghanistan für Eilige (6-8 Tage)

  • 1 Tag Kabul – Afghanisches Nationalmuseum, Stadtrundgang
  • 1 Tag Flug nach Bamyan – Besuch der zerstörten Buddhastatuen
  • 1 Tag Band-e Amir – Landschaft pur in der Seenlandschaft von Band-e Amir
  • 1 Tag Bamyan – Festungsanlage Shar-e Zohak
  • 1 Tag Flug nach Kabul
  • 1 Tag Kabul – Fahrt ins Panjshir-Tal, Besuch des Nationalhelden Ahmad Shah Massoud
  • 1 Tag Kabul – Abreise

Route 2: Afghanistan intensiv (ca. 14 Tage)

  • 1 Tag Kabul – Kennenlernen der Stadt und Afghanisches Nationalmuseum
  • 1 Tag Flug nach Bamyan – Besuch der Überrreste der Buddhastatuen aus dem 6. Jahrhundert
  • 1 Tag Band-e Amir –Besuch der Seenlandschaft von Band-e Amir
  • 1 Tag Bamyan – Besuch der Festungsanlage Shar-e Zohak
  • 1 Tag Flug nach Kabul
  • 2 Tage Kabul – Fahrt ins Panjshir-Tal, Besuch des Nationalhelden Ahmad Shah Massoud
  • 1 Tag Fahrt nach Masar-e Sharif
  • 1 Tag Masar-e Sharif – Besuch des Grabs von Ali Ibn Abi Talib, Bazaar
  • 1 Tag Balch – Stadterkundung
  • 1 Tag Flug nach Kabul
  • 1 Tag Kabul – Besuch des Bagh-e Babur, einer der verbliebenen Gartenanlagen aus der Mogulzeit mit dem Grab des Mogulen Babur
  • 1 Tag Kabul – Heimreise

Reisezeiten in Afghanistan

Das Klima in Afghanistan ist kontinental. Prägend sind jedoch die enormen Höhenunterschiede zwischen gemäßigter Zone im Norden, Wüstenklima im Süden und subtropischem Klima. Hochgebirgsklima herrscht in den Höhen von Pamir und Hindukush.

Entsprechend stark sind die Temperaturunterschiede. In den ariden Klimazonen des Südens werden im Sommertemperaturen bis zu +53°C gemessen, in den Höhen der Gebirgszüge bis zu -51°C.

Um auf Reisen die Temperaturextreme möglichst zu vermeiden, solltet Ihr zwischen April und Mai oder Oktober und November reisen. Im Frühjahr ist das Wetter bereits angenehm warm, das ganze Land blüht auf. Im Herbst sind die Temperaturen wieder erträglich, die Niederschläge sind gering.

Backpacking in Afghanistan - Seenlandschaft im Frühling

Backpacking in Afghanistan – Seenlandschaft im Frühling

Backpacker Trips & Tipps in Afghanistan

Reisen nach Afghanistan, darüber müsst Ihr Euch zu jeder Zeit im Klaren sein, sind gefährlich. Wer etwas anderes behauptet, verleugnet reale Gefahren. Wenn hier von „sicheren“ Gebieten die Rede ist, ist damit immer eine relative Sicherheit gemeint. Afghanistan ist letztlich noch immer Kriegsgebiet, die Sicherheitslage in allen Landesteilen kann sich täglich ändern. Nicht umsonst warnt das Auswärtige Amt ausdrücklich vor Reisen nach Afghanistan.

Haltet Euch darum auf Reisen unbedingt an die Regeln und Gesetze des Landes, macht nicht unnötig auf Euch aufmerksam und versucht, als Ausländer so unauffällig wie möglich zu bleiben. Die Taliban zahlen teilweise Prämien an Denunzianten, die Euch verraten.

Nehmt Sicherheitswarnungen, insbesondere von Einheimischen, immer ernst. Informiert Euch auch aktiv vor Ort immer, ob Eure geplanten Routen so noch durchführbar und empfehlenswert sind, wenn Ihr auf eigene Faust unterwegs seid. Im Zweifel improvisiert besser oder brecht zur Not die Reise ab, als dass Ihr Euch in unnötige Gefahr begebt. Landessprachliche Kenntnisse sind in jedem Fall von Vorteil, wenn Ihr auf eigene Faust reist, denn viele Afghanen sprechen kein oder nur wenig Englisch.

Backpacker Highlights in Afghanistan

Kabul ist die erste Anlaufstelle für die meisten Reisenden, jedenfalls, wenn Ihr mit dem Flugzeug anreist. Zugleich ist die Hauptstadt relativ sicher und bietet bereits relativ viel zu sehen und zu tun. Unter anderem solltet Ihr Euch das Afghanische Nationalmuseum anschauen, das Euch durch die Geschichte und Kultur dieses Landes führt – ein toller Einstieg für die Erkundung Afghanistans.

Eine der für Backpacker relativ sicheren Gegenden ist Masar-e Sharif im Norden des Landes. In Masar-e Sharif soll angeblich der Schwiegersohn des Propheten, Ali, begraben liegen. Das Mausoleum ist ein beeindruckendes, türkis gefliestes Gebäude, das ständig von Schwärmen weißer Tauben umgeben ist – ein absolutes Muss auf jeder Afghanistanreise. Zudem ist Masar-e Sharif ein Zentrum des Teppichhandels und der Teppichproduktion. Davon könnt Ihr Euch auf dem Bazaar überzeugen.

Nur rund 20 km von Masar-e Sharif liegt Balch, kulturelle Wiege der iranischen Kultur und bedeutendes Zentrum für den Buddhismus, den Zoroastrismus und den Sufismus. Wenn Ihr ohnehin in der Gegend unterwegs seid, gehört Balch auf jeden Fall auf Eure To Do-Liste!

Backpacker Geheimtipps in Afghanistan

Der Hindukush ist ein atemberaubendes Gebirge, das zum Trekking eigentlich perfekt ist. Allerdings: Trekking ist in weiten Gebieten viel zu gefährlich. Relativ (!) sicher sind die Bamian-Region, das Panishir-Tal und der Wakhan-Korridor. Letzterer ist ausschließlich an der tadschikischen Grenze bei Ishkishim zugänglich, dorthin kommt Ihr jedoch von Kabul aus nicht auf dem Landweg, da die Straße zwischen beiden Städten zu unsicher ist.

Der Khyber-Pass (der eigentlich auf pakistanischem Gebiet liegt) ist eine der interessantesten Ziele für Backpacker, insbesondere, wenn Ihr nach Pakistan weiterreisen möchtet. Die nächstgelegene Stadt in Afghanistan ist Jalalabad, in Pakistan ist die nächste Stadt Peshawar. Im Gegensatz zur Alternativroute zwischen Pakistan und Afghanistan über den Bolan-Pass ist der Khyber-Pass für Reisende normalerweise zugänglich. Ihr müsst dazu jedoch vorab eine Genehmigung einholen.

Nicht immer wird diese erteilt, und Ihr solltet darauf eingestellt sein, dass Ihr unter Umständen vor Ort improvisieren müsst, wenn man Euch die Weiterreise verweigert. Das mag das für Euch ärgerlich sein, es kann aber trotzdem im Interesse Eurer Sicherheit sein. Lasst Euch nicht hinreißen, zu versuchen, Euch in Fahrzeugen zu verstecken oder Grenzsoldaten zu bestechen. Dieses Abenteuer könnte ziemlich übel ausgehen.

Die zerstörten Buddhastatuen von Bamiyan sind ebenfalls ein lohnenswertes Ziel. Die einst größten Buddhastatuen der Welt aus dem 6. Jahrhundert wurden 2001 von den Taliban weitgehend zerstört, da sie „un-islamisch“ gewesen seien. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob ein Besuch des zerstörten Weltkulturerbes moralisch vertretbar ist. Immerhin unterstützt Ihr mit Eurem Besuch die lokale Wirtschaft, so dass sich nicht die Erkenntnis durchsetzen kann, dass die Zerstörung falsch ist und der Attraktivität des Landes abträglich. Wer sich dennoch entscheidet, Bamiyan zu besuchen, findet in den vielen Höhlen noch schöne Fresken. Der Besuch kostet rund 3,50€, ein Guide dazu kostet weitere 13€.

Backpacking in Afghanistan - schroffe Landschaft

Backpacking in Afghanistan – schroffe Landschaft

Backpacker Unterkünfte in Afghanistan

Als Backpacker in Afghanistan eine Unterkunft zu finden, ist nicht ganz leicht. Das Problem: Viele der günstigeren Hotels und Hostels nehmen keine Touristen auf, da sie über keine oder kaum Sicherheitsvorkehrungen verfügen.

In Kabul und in einigen anderen größeren Städten gibt es einige wenige Hostels, die ausländische Reisende beherbergen und über einen elementaren Schutz (meist in Form bewaffneter Schutzpatrouillen) verfügen. Sie kosten in der Regel zwischen 10 und 30€ pro Nacht.

Weder Hostelworld noch Lonely Planet verfügen über Listen mit Hostels für Backpacking in Afghanistan. Ihr könnt aber über die Google-Suche und über Facebook Hostels finden und kontaktieren.

Ansonsten bleiben eigentlich nur teure Expat-Hotels, in denen Sicherheitskräfte und Journalisten untergebracht sind – hier müsst Ihr allerdings deutlich tiefer in die Tasche greifen und gebt in der Regel zwischen 100 und 130€ pro Nacht aus.

Natürlich könnt Ihr auch bei Einheimischen übernachten. Es gibt eine durchaus aktive Couchsurfing-Szene in Afghanistan – das ist eine gute Alternative, wenn Ihr keine Freunde im Land habt. Nicht so empfehlenswert: Spontan mit Einheimischen mitgehen. Natürlich werden auch solche Angebote in der Regel harmlos und gut gemeint sein, sie sind aber potentiell gefährlich, da Ihr nichts über Eure Gastgeber wisst. Bei allem Enthusiasmus für Land und Leute solltet Ihr nicht vergessen, dass Ihr als westliche Reisende für eine bestimmte Gruppe Einheimischer keine positiven Assoziationen auslöst.

Essen & Trinken in Afghanistan

Die afghanische Küche ist eine Mischung aus der orientalischen Küche des Mittleren Ostens und der des indischen Subkontinents. Aufgrund der Lage direkt an der historischen Seidenstraße erlebte Afghanistan bereits früh die Vorzüge internationalen Handels. Fremde Gewürze und Speisen fanden so ihren Weg in die Region und trugen dazu bei, die einzigartige kulinarische Welt Afghanistans zu formen.

Reisgerichte sind typisch für Afghanistan, doch auch Fleisch spielt eine zentrale Rolle. Sehr beliebt sind Fleischgerichte mit Hack, aus dem Köfte geformt werden. Die indische Gewürzwelt findet sich auch in afghanischen Speisen wieder, chinesischer Tee ist ausgesprochen beliebt und verbreitet. Im Gegensatz zum südasiatischen Raum, wo der Tandoor-Ofen verbreitet ist, werden die Speisen in Afghanistan meist im offenen Kamin gegart.

Afghanen nutzen kein Besteck. Brot wird verwendet, um flüssige oder weiche Speisen aufzunehmen. Wie in Indien wird die rechte Hand zum Essen verwendet, die linke gilt als unrein.

In afghanischen Familien herrscht eine sehr traditionelle Arbeitsteilung vor – das Kochen obliegt der Frau. Rezepte werden so in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben.

In günstigen Kebab-Restaurants zahlt Ihr etwa 2-3 € pro Mahlzeit. Etwas teurer sind gehobene Restaurants. Dort zahlt Ihr meist so um die 8-10 €. Neben afghanischer Küche gibt es auch viele exzellente indische Restaurants in Afghanistan. Für Euer Essensbudget solltet Ihr etwa 8 bis 15 €/Tag rechnen, wenn Ihr preiswert unterwegs seid.

Backpacking in Afghanistan - Teepause

Backpacking in Afghanistan – Teepause

Essen in Afghanistan

Reis, gerne mit Safran gewürzt, indische Kormasauce, Kebab aus Huhn oder Lamm sind beliebte Bestandteile von Mahlzeiten. Ebenfalls immer dazu gehört Fladenbrot (Naan oder Lawash).

Zudem gehören Milchprodukte, vor allem Joghurt, sowie viel frisches Gemüse und Früchte zu einem afghanischen Essen dazu. Als Nachtisch wird oft Baklava gereicht. Ebenfalls beliebt (und wahnsinnig lecker!): Gosh-e-feel. Diese frittierten Teigwaren sollen an Elefantenohren erinnern und werden mit Pistazien, Zucker und Kardamom bestreut. In Afghanistan werden sie überwiegend zu religiösen Anlässen serviert.

Seid Ihr bei Afghanen zuhause zum Essen eingeladen, dürft Ihr Euch auf opulente Mahlzeiten einstellen, bei denen von Euch auch erwartet wird, dass Ihr Euch reichlich an allem bedient.

Wenn Ihr nach guten Möglichkeiten zum Auswärtsessen sucht, fragt am besten einen Einheimischen. Fragt dabei gezielt nach seinem afghanischen Lieblingsrestaurant, wenn Ihr die lokale Küche genießen möchtet, ansonsten werdet Ihr gerade von jüngeren Afghanen unter Umständen in eine lokale Burgerbude geschickt. (Was natürlich auch nicht schlecht schmecken muss!)

Trinken in Afghanistan

In der Trinkkultur Afghanistans spielt der Tee, wie schon erwähnt, eine ganz wichtige Rolle. Ihr werden in aller Regel zu jeder Mahlzeit Tee serviert bekommen, oft ist dieser auch im Preis für Euer Essen bereits inkludiert. Am beliebtesten ist grüner Tee, der meist aber sehr reich gezuckert ist – für Europäer ist das manchmal etwas gewöhnungsbedürftig.

Sehr beliebt sind auch Buttermilch und Trinkjoghurt (Dug). Beides wird üblicherweise ebenfalls zu den Mahlzeiten gereicht.

Ganz wichtig zu wissen: Alkohol ist in Afghanistan strengstens verboten! Dies betrifft sowohl den Besitz wie auch den Konsum von Alkohol. Als Ausländer ist es dringend angeraten, dass Ihr Euch an diese Regel haltet. Reisen in Afghanistan ist ohnehin nicht ungefährlich – Ihr solltet darum alles tun, um Euch nicht zusätzlich zu gefährden, indem Ihr elementare Regeln dieses Landes verletzt. Davon abgesehen ist es natürlich auch einfach eine Frage des Respekts der fremden Kultur gegenüber!

Backpacker Visa und Impfungen in Afghanistan

Für die Einreise benötigen deutsche Staatsangehörige ein Visum. Dieses bekommt Ihr vor Eurer Einreise bei einer afghanischen Auslandsvertretung, zum Beispiel bei der Botschaft der Islamischen Republik Afghanistan in Berlin.

Zur möglichen Aufenthaltsdauer gibt die Botschaft in Berlin aktuell an, dass touristische Visa für eine einfache Einreise für eine Dauer von 3 bis 6 Monaten ausgestellt werden. Die angegebene Bearbeitungszeit beträgt 14 Tage oder im Einzelfall auch länger. Mit folgenden Reisedokumenten könnt Ihr nach Afghanistan einreisen:

Reisepass: Ja

Vorläufiger Reisepass: unbekannt

Personalausweis: Nein

Vorläufiger Personalausweis: Nein

Kinderreisepass: Nein

Bei Eurer Einreise muss Euer Reisedokument noch mindestens 6 Monate Gültigkeit haben.

Die genauen Bestimmungen für Visa nach Afghanistan unterliegen ständigen Schwankungen und können sich kurzfristig ändern. Erste Informationen könnt Ihr bei der Reiseplanung beim Auswärtigen Amt einholen, auch dieses wird aber nicht immer zeitnah über alle Änderungen informiert. Rechtsverbindlich sind nur die Auskünfte der konsularischen Vertretungen Afghanistans – informiert Euch dort in jedem Fall noch einmal kurz vor der Reise direkt, selbst dann, wenn Ihr bereits ein Visum besitzt.

Medizinische Hinweise & Impfungen für Afghanistan

Die medizinische Versorgung in Afghanistan ist in weiten Teilen des Landes nicht gesichert. Dies gilt insbesondere für Unfälle und Notfallbetreuung. Etwas besser ist die Lage in Kabul.

Besondere Impfungen sind für Deutsche, die nicht über ein von Gelbfieber betroffenes Land einreisen, nicht vorgeschrieben. Dringend angeraten sind jedoch alle Impfungen, die standardgemäß vom Robert-Koch-Institut empfohlen werden. Zudem sollte vor allem die Polio-Impfung aufgefrischt werden, wenn die letzte Auffrischung schon länger als 10 Jahre zurückliegt, da in Afghanistan noch Poliofälle vorkommen und die Infektion über verunreinigtes Wasser übertragen wird. Eine Hepatitis A-Impfung sowie bei längeren Aufenthalten auch Hepatitis B, Typhus, Meningokokken und Tollwut sind ebenfalls angeraten.

Afghanistan ist in den Monaten April bis November in niedrigen Lagen unter 1800 m Malariagebiet. Überwiegend ist dort die weniger gefährliche Malaria tertiana, insbesondere im Süden kommt aber auch die gefährlichere Malaria tropica vor. Impfung bzw. das Mitführen von Malariamedikamenten sind insofern empfehlenswert, da es ansonsten aufgrund der generell schlechten Versorgungslage schwer werden kann, an die dringend notwendigen Medikamente zu kommen.