Backpacking in der Arktis
Hört man die Worte „Nordpol” und „Arktis”, denkt man sofort an ewiges Eis und Gletscher, durch die Eisbären streifen. Das stimmt auch, teilweise zumindest. Die Arktische Landschaft ist noch um einiges vielfältiger, als man denkt: Die Arktis als Region ist in ihren Grenzen nicht eindeutig definiert. Oft werden darunter der Arktische Ozean, der kanadisch-arktische Archipel, die Nordhälfte von Grönland, Spitzbergen sowie die im hohen Norden Russlands gelegenen Inseln (z. B. Franz-Joseph-Land und Nowaja Semlja) verstanden. Die regional verschiedene Abgrenzung ist den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen geschuldet, die durch die Verteilung warmer und kalter Meeresströmungen auf der Nordhalbkugel der Erde hervorgerufen werden. So weisen der Norden Skandinaviens und das angrenzende Europäische Nordmeer durch den Golfstrom keine hocharktischen Verhältnisse auf, während die auf den gleichen Breitengraden gelegene Beaufortsee keiner warmen Strömung ausgesetzt ist und der Hocharktis zugerechnet wird. Die globale Erwärmung verschiebt die Grenze der Hocharktis langsam weiter nach Norden.
Meteorologisch und klimatologisch deckt sich die Hocharktis zu großen Teilen mit dem Polargebiet. Ihre klimatischen und ökologischen Bedingungen zählen zu den härtesten, lebensfeindlichsten der Erde und sind nur mit denen der Antarktis und der höchstgelegenen Regionen von Himalaya und Karakorum vergleichbar. Schnee und Eis bedecken ganzjährig einen großen Teil der Meeres- und Landoberfläche, während in den südlicheren Arktisgebieten größere Gebiete im Sommer abtauen und lebensfreundlicher sind. In diesen Regionen sind Pingos – durch Eislinsen gebildete runde Hügel – ein typisches Landschaftsphänomen. Diese Gebiete sind ein Vogelparadies und Reich des Eisbären. Aber auch Heimat vieler Menschen unterschiedlicher Ethnien und Rohstoffreservoir.
Die Arktis deckt also ein sehr großes Gebiet ab und bietet demnach viele Backpacking und Expeditionsmöglichkeiten, wie die gigantischen Eisbergen Grönlands und dessen Arctic Circle Trail, die unberührte Natur Spitzbergens, Baffin Island oder eine Abenteuerwanderung durch den Gates-of-the-Arctic-Nationalpark in Kanada. Ihr könnt auch den Nordpol selbst besuchen. Die einzige Möglichkeit, dies zu tun, ist jedoch eine Expeditionsreise dorthin – ein einzigartiges, doch sehr teures Unterfangen.
Die Geschichte der Arktis
Die arktischen Landmassen werden – im Gegensatz zur Antarktis – bereits seit Jahrtausenden von verschiedenen Naturvölkern dauerhaft bewohnt. In den sibirischen Regionen lässt sich die Besiedelungsgeschichte bis in die Steinzeit zurückverfolgen: Felsbilder von Mammuts in der Nähe der Laptew-See konnten auf die Zeit um 25.000 vor Chr. datiert werden. Vermutlich gab es während der letzten Eiszeit mehrere Wanderungswellen, in denen die Steinzeitvölker Sibiriens über die damals trocken liegende Beringstraße in den nordamerikanischen Teil der Arktis einwanderten und von dort aus auch schließlich den Norden Grönlands besiedelten.
Die bisher letzten bedeutenden Einwanderungswellen in der Arktis gingen ab dem 6. Jahrhundert nach Chr. hauptsächlich von Europa aus. Allen voran trugen die Wikinger*innen Skandinaviens ab dem 9. Jahrhundert zur Besiedlung bei, indem sie Island und Grönland bevölkerten. Zu dieser Zeit war es aufgrund warmer Klimabedingungen sogar möglich, in Grönland Ackerbau zu betreiben.
Mit der Kleinen Eiszeit zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert wuchsen die Gletscher auf der Nordhalbkugel jedoch stark an und die Siedlungsfläche ging zurück. Erst die systematischen Entdeckungsfahrten ab dem 16. Jahrhundert brachten wieder fremde Menschen in die Arktis und weckten neue Begehrlichkeiten: die wirtschaftliche Nutzung der arktischen Meere – insbesondere durch Walfang – und Ausbeutung der Ressourcen durch Bergbauaktivitäten.
Heute leben in der Arktis leben insgesamt etwa vier Millionen Menschen, wobei ein kleiner Teil der Bevölkerung als indigen anerkannt wird. Zu den Polarvölkern zählen unter anderem die Vöker der Eskimos, Nenzen, Jakuten, Samen und Ewenken. Außerdem leben in der Arktis zahlreiche Menschen aus Skandinavien, Russland, und Nordamerika, unter ihnen Angehörige der First Nations und der Alaska Natives, also der indianischen Völker Nordkanadas und Alaskas.
Weite Teile der Arktis gehörten bis weit in die Neuzeit zu den letzten weißen Flecken auf der Weltkarte. Manche Regionen, vor allem der Nordpol, waren bis ins 20. Jahrhundert nicht zugänglich und wurden erst mit enormem technischem Aufwand erreicht und erforscht. Heute sind sie allerdings nicht nur Ziel von Teilnehmer*innen extremer Fuß- und Skiexpeditionen, sondern auch von Tourist*innen, die sich zum Nordpol fliegen lassen. Der Rückgang der Eisbedeckung auf dem Nordpolarmeer macht Gebiete und Passagen schiffbar, die bisher für die Schifffahrt nicht zugänglich waren. Doch mit einem erhöhten Seetransport in der Arktis steigen auch die potentiellen Gefahren für die Umwelt. Schiffsabgase verstärken die Luftverschmutzung, Rußpartikel, sogenannter Black Carbon, lagern sich ab – in großen Mengen färben sie die Oberfläche des Eises schwarz und vermindern so die Rückstrahlfähigkeit (Albedo) des Eises, wodurch es noch schneller abschmilzt.
Insgesamt lässt sich aufgrund wirtschaftlicher Bedingungen ein Trend zur Abwanderung in urbane Gebiete feststellen. Ein großer Teil der arktischen Bevölkerung lebt in Städten, da hier vor allem wichtige Versorgungsangebote wie Nahrungsmittel, ärztliche Versorgung, Bildung und Beschäftigung sichergestellt werden. Es gibt starke regionale Differenzen bezüglich der Siedlungsstruktur. Die Bevölkerungsdichte in den zur Arktis gehörenden Teilen von Alaska und Kanada sowie in Grönland ist weitaus geringer als in den arktischen Gebieten Skandinaviens oder Russlands.
Die bevölkerungsreichste Stadt der Arktis ist Archangelsk in Russland mit etwa 350.000 Einwohner*innen, dicht gefolgt von dem ebenfalls russischen Murmansk mit etwa 300.000 Einwohner*innen. Die größte arktische Stadt Nordamerikas dagegen ist Barrow (Alaska) mit etwa 4.000 Bewohner*innen.
Backpacker Budget für die Arktis
Das Budget zum Backpacking in der Arktis variiert sehr stark von eurem Zielort, doch ist niemals günstig. Eine Schiffsreise zum Nordpol startet bei 22.000 Euro pro Person, wohingegen ihr mit einem Wanderabenteuer in Grönland oder Alaska 100-150 Euro pro Person und Tag kostet, wenn ihr auch etwas sehen wollt.
Wegen der abgelegenen Gegenden gibt es nicht immer öffentliche Verkehrsmittel, weshalb ihr oft von auch im Inland fliegen müsst, um voranzukommen. Hinzu kommen teilweise hohe Nationalparkgebühren, Hotelpreise oder auch Guide- und Tourenpreise. Wer etwas in einem so wunderbaren, aber auch gefährlichen und vor allem fragilen Ökosystem sehen will, muss dafür bezahlen können.
Reiseziele für die Arktis
Die Arktis ist ein großes Gebiert, dass nicht nur den Nordpol, sondern auch Grönland, Spitzbergen sowie die im hohen Norden Russlands gelegenen Inseln (z. B. Franz-Joseph-Land und Nowaja Semlja) und den Norden Kanadas und der USA umfasst. Hier sind ein paar beliebte und einzigartige Backpacking-Reiseziele in der Arktis, die ihr sowohl mit einem Kreuzfahrt- oder Expeditionsschiff oder auch zumeist als Individualtourist*innen ansteuern könnt:
1. Spitzbergen, Norwegen
Die Inselgruppe Spitzbergen (auf Norwegisch: Svalbard – „kalte Küste“) befindet sich im Arktischen Ozean zwischen Norwegen und dem Nordpol. Neben mehreren tausend Eisbären leben knapp 3.000 Menschen auf den Inseln, 2.000 davon in Longyearbyen, dem Verwaltungszentrum und größten Wohnbezirk der Inselgruppe. Diese kleine, bunt gemischte Gemeinde hat sich vom kleinen Bergarbeiterstädtchen in einen modernen Ort mit diversen Unternehmen und Branchen entwickelt. Neben arktischer Küche gibt es hier auch das nördlichste Sushi-Restaurant der Welt sowie eine lokale Brauerei.
Spitzbergen bietet im Vergleich zu anderen Regionen auf demselben Breitengrad ein jedoch eher mildes Wetter. So beträgt die durchschnittliche Temperatur in Longyearbyen -14°C im Winter und 6°C im Sommer. Die meisten Urlauber*innen reisen mit dem Flugzeug nach Spitzbergen.
2. Franz-Josef-Island, Russland
Der Archipel Franz-Josef-Land ist der nördlichste der Welt und liegt nur etwa 900 km vom Nordpol entfernt, wo Eisbären in hoher Konzentration das arktische Eis beherrschen. Die Entfernung zum Nordpol wird nur von den kanadischen Ellesmere-Insel und einer abgelegenen Ecke von Grönland übertroffen. Bestehend aus 191 eisbedeckten Inseln – von denen keine dauerhaft bewohnt ist – umfasst die Gruppe mehr als 16.000 Quadratkilometer nahezu unberührter arktischer Wildnis.
Von Oktober bis Februar kommt die Sonne nicht über den Horizont und bei maximaler Ausdehnung friert 95 Prozent des Meeres zu. Für ein paar kurze Monate, zwischen Ende Juni und September, lockert sich der eisige Griff des Winters jedoch gerade genug, um eine erstaunliche Fülle an Wildtieren freizugeben. Über fünf Millionen Seevögel nisten jedes Jahr in den Schären, darunter riesige Schwärme von Zwergalken, die die felsigen Hänge bedecken. Zwölf weitere Vogelarten brüten hier, vor allem Klippenbrüter wie Trottellumme, Eissturmvogel und Dreizehenmöwe, aber auch Schneeammer, Flussuferläufer, Elfenbeinmöwe und andere ziehen ihre Jungen in der Tundra auf.
3. Ellesmere Island (Queen Elisabeth Islands), Kanada
Ellesmere Island ist Teil der Qikiqtaaluk im kanadischen Territorium von Nunavut. Es liegt im arktischen Archipel und gilt als Teil der Queen Elizabeth Islands. Cape Columbia ist der nördlichste Punkt Kanadas. (Der nördlichste Punkt der Erde ist die nahe gelegene Insel Kaffeklubben in Grönland). Es umfasst eine Fläche von 196.235 m² und eine Gesamtlänge der Insel von 830 km. Damit ist es die zehntgrößte Insel der Welt und Kanadas drittgrößte Insel. Das arktische Cordillera- Gebirgssystem bedeckt einen Großteil der Insel Ellesmere und ist damit das gebirgigste im arktischen Archipel. Die Polarweide ist die einzige Holzart, die auf Ellesmere Island wächst.
4. Baffin Island, Kanada
Baffin Island ist die fünftgrößte Insel der Welt und hat gerade einmal 11.000 Einwohner, von denen 75 Prozent einheimische Inuit sind. Die riesige Insel grenzt an Grönland, und der riesige Auyuittuq-Nationalpark beherbergt die Penny-Eiskappe, ein Eisbrocken, der eine halbe Meile dick ist, die Größe von Rhode Island hat und das einzige Überbleibsel der letzten globalen Eiszeit vor 18.000 Jahren ist. Durch den Park verläuft auch ein 70 Meilen langes Gletschertal, das Akshayuk Pass genannt wird (Akshayuk bedeutet „das Land, das niemals schmilzt“ auf Inuktitut). Auf der Baffin Insel könnt ihr wandern, doch nicht irgendwie, sondern mit eurem eigenen Gepäck und Zelten in 11 Tagen bis zum Akshayuk Pass.
Am nördlichen Ende von Baffin Island gelegen, gilt es als eines von Kanadas „Juwelen des Nordens“. Dieser Weiler bietet atemberaubende Ausblicke auf Berge, Fjorde, Gletscher und Eisberge. Es ist der Zugang zum Sirmilik National Park, zu dem das Navy Board Inlet und das Zugvogelreservat von Bylot Island gehören. Die Gemeinde Pangnirtung auf Baffin Island an der Küste eines Fjords, der in den Cumberland Sound mündet. „Pang“ ist für drei Dinge bekannt: spektakuläre Berge, großartige Sichtungen von Meeressäugern und seine Kunst. Pang wird wegen seiner hoch aufragenden Bergkette die „Schweiz der Arktis“ genannt. Die Nähe zum Auyuittuq-Nationalpark macht es zu einem wichtigen Zugangspunkt zu dessen hohen Gipfeln wie Mt. Asgard und Thor Peak, die Wanderer und Bergsteiger aus aller Welt anziehen.
5. Itijjagiaq Trail, Kanada
Der 120 km lange Itijjagiaq Trail liegt im Katannilik Territorial Park und folgt einem traditionellen Weg von Iqaluit nach Kimmirut. Zu den Höhepunkten dieser abgelegenen und anspruchsvollen Wanderung gehören das Ökosystem, das vom Soper Heritage River gespeist wird, die uralte Geologie, das Hochplateau der Meta Icongnita Halbinsel und die von Gletschern zerklüfteten Täler dahinter. Die Tierwelt umfasst Wölfe, Füchse, Karibus und vielleicht sogar Eisbären. Die Flora umfasst Zwergbirken, Weiden, Labrador-Tee, arktisches Heidekraut und Grasland-Tundra. Wandern Sie im Juli und August, um die farbenprächtige arktische Blütenpracht zu sehen – ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis in Kanadas hohem Norden.
6. Broughton Island, Kanada
Die freundliche Gemeinde Qikiqtarjuaq auf Broughton Island, die allgemein „Qik“ genannt wird, befindet sich zwischen Baffin Island und der Davis Strait. Bekannt als die „Eisberg-Hauptstadt von Nunavut“, bietet die Lage unglaubliche Ausblicke auf vorbeiziehende Eisberge und die arktische Kordilleren-Bergkette. Dies macht es zu einem großartigen Ort, um ihn mit dem Boot zu erkunden, zumal es ein blühendes Gebiet für Meeressäuger wie Bowhead-Wale und Eisbären ist. Qik bietet Zugang zum Auyuittuq National Park für atemberaubende Wanderungen mit ikonischen Landschaften wie Mount Odin und Thor Peak. Dies macht Qik zu einem unglaublichen Ort für diejenigen, die auf Tierbeobachtungen und Abenteueraktivitäten hoffen.
7. Bylot Inseln, Kanada
Bylot Island liegt am nördlichen Ende von Baffin Island im Nunavut Territory, Kanada. Der Eclipse Sound im Südosten und der Navy Board Inlet im Südwesten trennen ihn von Baffin Island. Die Insel misst 180 km von Ost nach West und 110 km von Nord nach Süd und ist eine der größten unbewohnten Inseln der Welt. Während es auf dieser kanadischen arktischen Insel keine dauerhaften Siedlungen gibt, reisen Inuit vom Pond Inlet und anderswo regelmäßig nach Bylot Island. Ein saisonales Inuit-Jagdcamp befindet sich südwestlich von Cape Graham Moore. Die Berge der Insel sind Teil des Byam-Martin-Gebirges, das Teil des Baffin-Gebirges der arktischen Kordilleren ist. Neben dem Angilaaq-Berg sind auch der Malik-Berg, der Mount St. Hans und der Mount Thule bemerkenswert. Die Insel ist beliebt bei Eisbersgteiger*innen. Es gibt zahlreiche Gletscher. Die Nordküste der Insel mit Blick auf den Lancaster Sound ist eine Entbindungshöhle für Eisbären. Beluga-Grönlandwale, Seehunde, Narwale und Ringelrobben kommen häufig in der Gegend vor. Die Insel Bylot, die zum Sirmilik-Nationalpark gehört, ist auch ein riesiges Vogelschutzgebiet und Gastgeber für viele zurückkehrende Zugvögel.
8. Arctic Circle Trail, Grönland (Dänemark)
In Grönland gibt es einen Fernwanderweg entlang der Westküste. Dieser über 170 km lange Weg führt an vielen Seen vorbei und verbindet die Städte Sisimiut und Kangerlussuaq. Der auch so benannte Arctic Circle Trail wird im Frühjahr durch die Skilangläufer*innen in Form eines Langstreckenrennens, namens Arctic Circle Race, benutzt. Das Rennen gilt als eines der schwersten Rennen überhaupt. Durch extremes Wetter mit bis zu -30°C und stürmischen Winden müssen Sportler*innen auf dem Trail ihr Durchhaltevermögen beweisen.
In der Sommerzeit Grönlands nutzen Wanderer*innen diesen Trail zwischen Mitte Juni bis Mitte September. Die erste Zeit in den Sommermonaten sind Mücken die schlimmsten Plagegeister auf dem Trail. Nach dem ersten Frost in der Nacht, der Ende Juli bereits vorkommt, nimmt die Anzahl der Mücken deutlich ab. In dieser Zeit ist der Trail schneefrei. Je nach Kondition und Beladung des eigenen Rucksacks benötigt man für die Strecke zwischen 9-14Tage. Der eigentliche Start des Arctic Circle Trails beginnt erst an einer Forschungssiedlung. Ihr Name lautet „Kellyville”. Wunderschöne, unberührte Landschaften, Natur und Wildleben garantiert.
9. Gates of the Arctic Nationalpark, Alaska (USA)
Der Gates of the Arctic National Park and Preserve ist wie eine 13.000 Quadratmeilen große begehbare Tiefkühltruhe, deren Tür sich nur wenige Monate im Jahr für Besucher*innen öffnet. Es gibt keine Genehmigungen, die man beantragen muss, keine Straßen, die man mit dem Wohnmobil befahren kann, keine Campingplätze, keine offiziellen Wanderwege und im Grunde niemanden sonst. In den meisten Aspekten ist der zweitgrößte Nationalpark Amerikas so ruhig und wild wie im Pleistozän, bevor der Mensch seinen Fuß auf Nordamerika setzte.
Das macht es schwierig, eine Reise dorthin zu planen, weil die Informationen so spärlich sind. Wer jedoch Lust auf unverfälschtes Abenteuer hat und die namenlosen Berge, Tundratäler, grünen Seen und Kalksteinschluchten erkunden will, sollte die 70-Meilen-Querung vom Atigun Pass zum Anaktuvuk Pass einfach in eigene Hand nehmen. Die beste Jahreszeit zum Wandern ist Juli bis Anfang September. Karibus, Moschusochsen, Wölfe und Bären bevölkern den Nationalpark.
10. Barrow, USA
Barrow, am Arktischen Ozean gelegen, ist die größte Eskimo-Gemeinde in Alaska und gleichzeitig der am nördlichsten gelegene Ort der USA. Barrow gehört zu den ältesten bewohnten Orten der USA; archäologische Funde hier lassen auf menschliche Besiedlung seit dem Jahre 800 v.Chr. schließen. In der Sprache der Inupiaq wird Barrow ‚Ukpeagvik‘ genannt, was so viel bedeutet wie ‚der Platz, wo wir Schneeeulen jagen‘, aber diese Tiere sind über tausende von Jahren nur eine der Nahrungsquellen gewesen. Jagen und Sammeln gehören immer noch zum Alltag im arktischen Alaska, und die saisonale Jagd auf Wale, Robben, Walrosse, Karibus und Enten ist nach wie vor von Bedeutung, sowohl aus traditionellen als auch aus wirtschaftlichen Gründen. Barrow gehört mit seinen über 4.000 Einwohner*innen zu den größeren Dörfern und dient als Ausgangspunkt zu kleineren, entlegeneren Siedlungen.
An den Nordpol gelangen
Wollt ihr tatsächlich bis zum Nordpol gelangen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die sind allesamt doch fast unbezahlbar. Die einfachste Variante ist die Reise auf einem russischen „Eisbrecher“, einem großen Schiff, das speziell dafür konstruiert wurde, um durch das arktische Eis fahren zu können. Eine solche Expeditionsfahrt startet preislich jedoch bei 22.000 Euro.
Ihr könnt auch über Land zum Nordpol kommen, ausgehend von Russland oder Kanada. Normalerweise wird der Weg auf Skiern zurückgelegt. Meist muss man dabei selbst einen Schlitten ziehen, der auch „Pulka“ oder „Nansenschlitten“ genannt wird und in einem Zelt auf dem ewigen Eis übernachten. Um dieses Abenteuer zu erleben, kann man entweder einen privaten Guide buchen, an einer Expeditionsreise teilnehmen oder an einem Wettlauf zum Nordpol teilnehmen. Die Kosten liegen hierbei bei 30.000 Euro aufwärts.
Dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit eines privaten Fluges (u.a. mit dem Helikopter) über den Nordpol zu fliegen. Bestimmt einzigartig, doch für Normalsterbliche kaum erschwinglich.
Reisezeiten für die Arktis
Die beste Reisezeit für die Arktis-Gebiete ist in der Regel von Juni bis September. Im Juni ist es Frühsommer in der Arktis. Die Zugvögel kehren nach den kalten Wintermonaten zu ihren Brutstätten zurück. In dieser Zeit scheint die Mitternachtssonne am hellsten – die bis zu 24 Stunden Tageslicht sorgen für beste Bedingungen für Tierbeobachtungen rund um die Uhr. Außerdem blüht die arktische Flora in voller Pracht. Das weitreichende Packeis bietet in dieser Zeit jedoch tolle Gelegenheiten, Eisbären zu sichten, die hier auf der Jagd sind. Im Juli ist in der Arktis – wie auch bei uns – Hochsommer. Das arktische Leben erstrahlt jetzt in voller Blüte, man findet große Vogelkolonien und Rentiere, die sich am grünen Moos sattfressen. Der Juli ist normalerweise der wärmste Monat des Jahres. Das Eis zieht sich nun an vielen Orten mehr und mehr zurück. Es ist ein weiterer guter Monat, um Eisbären zu sichten.
Der August ist ideal für die längeren Expeditionen zur möglichen Umrundung Spitzbergens, da das Packeis inzwischen weitgehend aufgebrochen ist und sich nach Norden zurückgezogen hat. Ab Ende August verschwindet auch die Sonne nach mehreren Monaten der Mitternachtssonne jeweils wieder für einige Stunden hinter dem Horizont. Die Tage werden langsam kürzer und in Teilen der Arktis bietet sich ab September wieder die Möglichkeit, Nordlichter zu beobachten. August und September sind normalerweise sehr gut, um Wale zu beobachten.
Backpacker Unterkünfte in der Arktis
Die Art euerer Unterkunft auf eurer Arktis-Reise variiert stark von eurem Reiseziel. Da die Arktikregionen jedoch in der Regel sehr abglegen sein werden und größtenteils aus Nationalparks bestehen, werdet ihr ganz stark auf ein eigenes Zelt angewiesen sein. Die arktischen Regionen sind nicht dicht besiedelt, weshalb es auch nur wenige Hotels oder Übernachtungsmöglichkeiten gibt, die meistens auch höherpreisig angesiedelt sind (ab 50 Euro die Nacht).
In Kanada und Grönland werdet ihr noch einfacher halbwegs bezahlbare Unterkünfte in den Städten oder auch Vororten finden als in Ellesmere oder Baffin Island. Werft für das Backpacker-Budget der einzelnen Länder einen Blick auf die entsprechenden Länderseiten.
Hier geht es zu den entsprechenden Länderseiten:
Backpacker Trips & Tipps für die Arktis
Falls ihr eine extreme sportliche Herausforderung sucht, gibt es die Möglichkeit, an einem Marathon in der Arktis teilzunehmen, der jedes Jahr im April stattfindet. Die Teilnahme am sogenannten „Nordpolmarathon“ kostet in etwa 12.000 Euro, allerdings sind die Flüge von Svalbard, Norwegen nach Barneo (und zurück) und Unterkunft und ein Helikopterflug zum Nordpol im Preis enthalten.
Backpacker Highlights für die Arktis
Backpacking in der Arktis, ganz egal, wo es euch hin verschlägt, ist ein Abenteuer und wird ein absolutes Highlight eures Lebens. Wer jedoch das Ultimatum an Abenteuern sucht, ist im Nationalpark Gates of the Arctic in Alaska genau richtig. Es ist einer der letzten wirklich wilden Orte auf der Erde. Hier könnt ihr eine Reise voller Abenteuer, Entdeckungen und Einsamkeit durch weite Täler und schroffe Berge von rauer Schönheit unternehmen und intakte Ökosysteme erleben, in denen die Menschen seit Tausenden von Jahren mit dem Land leben. Nachdem ihr im Park angekommen seid, müsst ihr während eures Aufenthaltes mit dem Wissen, den Fähigkeiten und der Ausrüstung, die ihr mitbringt, überleben. Darum müsst ihr unbedingt ber das Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um in der abgelegenen Lage und dem anspruchsvollen Klima und Terrain der Brooks Range wirklich auf euch selbst gestellt zu sein – es gibt keinen Tourguide, keine Wanderwege und keine Infrastruktur.
Auch Grönland selbst ist noch immer ein Geheimtipp, abseits von allem Massentourismus. Die Hauptstadt Grönland heißt Nuuk, die Einheimischen nennen sieliebevoll „Nuuk York“. Die einzige Inlandstadt Grönlands bietet im kurzen Sommer tatsächlich strandähnliche Temperaturen. An 300 Tagen im Jahr steht der Himmel wolkenlos über den etwa 540 Einwohnern. Drum lassen sich von Oktober bis April faszinierende Nordlichter beobachten. Eine 25 Kilometer lange Schotterpiste führt von Kangerlussuaq zum Inlandeis. Der Gletscher kalbt in den Fluss und hinterlässt bizarre Eisfiguren. Wem weder die raue Natur noch die eisigen Winde etwas ausmachen, für den wird es ein Abenteuer sein, ein paar Nächte draußen im Zelt zu übernachten und wer die Gelegenheit ergreifen möchte, die seltenen Moschusochsen zu sehen, fährt von Kangerlussuaq zum Tasersuatsiaq-See.
In Ostgrönland liegt der größte Nationalpark der Welt. Er wird von unterschiedlichem Kleinwild, arktischen Vögeln, Eisbären, Moschusochsen, Rentieren und Walrossen bewohnt. Außer Patrouillen des dänischen Militärs und Fängern aus der benachbarten Stadt Ittoqqortoormiit, die auch Ausgangsort für den Nationalpark ist, sind kaum Menschen im Park unterwegs. In dem Gebiet mit einer 18.000 Kilometer langen unwegsamen Küstenlinie liegt auch der mit 3694 Metern höchste Berg in der Arktis, der Gunnbjørns Fjeld.
In einer Kieswüste auf Cornwallis Island findet ihr eine ganz schön berühmte Ansammlung winziger Häuser, Resolute (Qausuittuq; „Ort ohne Morgengrauen“). Sie sind der Ausgangspunkt für Expeditionen zum Nordpol sowie für Ausflüge zum Quttinirpaaq-Nationalpark und zum malerischen Grise Fiord – Kanadas nördlichster Zivilgemeinde. Die Siedlung wurde 1953 gegründet, als mehrere Inuit-Familien aus Pond Inlet und Inukjuak, Québec, mit falschen Versprechungen eines besseren Lebens hierhergelockt wurden, um die nationale Souveränität zu sichern. Im letzten Monat des Winters, den die Einheimischen als „silly season“ bezeichnen, herrscht in Resolute reges Treiben, wenn Abenteurer und wissenschaftliche Forschungsteams eintreffen. Im April und Mai könnt ihr mit örtlichen Guides Wildtiere auf dem Eis beobachten.
Noch ein Tipp für Kanada: Auf einer kleinen felsigen Insel vor der Foxe-Halbinsel von Baffin Island liegt Cape Dorset (Kinngait; bedeutet „Berge“), eine wunderschön gelegene, hügelige kleine Siedlung an einer Bucht, die als Epizentrum der Inuit-Kunst bekannt ist. In den späten 1950er Jahren leisteten die Bewohner*innen Pionierarbeit in der modernen Druckgrafik und vermarkteten diese mit bemerkenswertem Erfolg in der ganzen Welt. Dorset rühmt sich zahlreicher Künstler*innen, deren Fähigkeiten in der Familie weitergegeben werden, und einige, wie Pudlo Pudlat, Pitseolak Ashoona und Kenojuak Ashevak, haben internationale Anerkennung erlangt.
Traditionelles Essen & in der Arktis
Auf eurer Backpacking-Reise werdet ihr entweder Essen, was ich beim Trekking selbst tragen könnt, oder auf einem Kreuzfahrtschiff versorgt werden. Für den Fall, dass ihr in ein Restaurant oder bei einer Familie einkehrt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es Fisch zu essen gibt, so wie traditionell bei den Inuit.
Die traditionelle Ernährung der Inuit besteht fast ausschließlich aus Eiweiß und Fett. Diese Ureinwohner*innen können in der gefrorenen Tundra keine Feldfrüchte anbauen; sie ernähren sich von wildem Fisch und Wild. Das Fleisch wird auf verschiedene Arten zubereitet, je nach Gemeinschaft und persönlichen Vorlieben. Es kann gekocht, getrocknet, fermentiert, gefroren, gebraten oder roh gegessen werden. Muktuk (oder Maktaaq) – Stücke von Walhaut mit Blubber (oft von einem Narwal, Grönlandwal oder Beluga) – ist ein bekanntes Landessen der Inuit und wird von Touristen*innen und Essensliebhabern*innen geschätzt. Gewöhnlich roh serviert, ist Muktuk eine ausgezeichnete Vitaminquelle.
Die traditionelle Ernährung der Inuit ist für das Leben in der Arktis ausgelegt, da sie die Inuit mit Energie versorgt und vor Hunger und Tod schützt. Tierisches Fett versorgt die Jäger mit Energie und wärmt die Gemeinschaft. Historisch gesehen mieden die Jäger magere Tiere, wie z. B. Kaninchen, weil das Fleisch ohne den entsprechenden Fettgehalt wenig Nährstoffe bot und zum Verhungern führen konnte, wenn es als Haupt- oder einzige Nahrungsquelle diente.
Ein besonders starker Glaube der Inuit bezieht sich auf die Beziehung zwischen Robbe und Inuit. Nach Aussage von Inuit-Jägern und -Ältesten haben Jäger und Robben eine Vereinbarung, die es dem Jäger erlaubt, die Robbe zu fangen und sich von ihr zu ernähren, wenn auch nur für den Hunger der Familie des Jägers. Die Inuit glauben, dass die Tiere sich beleidigt fühlen und nicht mehr fortpflanzen werden, wenn die Jäger sich nicht an die von ihren Vorfahren festgelegten Bündnisse halten.
Backpacker Visa und Impfungen für die Arktis
Die Einreisebestimmungen für die Arktis hängen von dem Land ab, das ihr besuchen möchtet. Bitte klickt für weitere Informationen auf das folgende Land: Die Einreisebestimmungen für Grönland (Dänemark), Alaska/USA, Spitzbergen (Norwegen), Franz-Josef-Island (Russland) und Kanada.
Medizinische Hinweise & Impfungen für die Arktis
Da es sich bei der Arktis nicht um einen Staat handelt, gelten die Impfvorgaben derjenigen Länder, die dort territoriale Ansprüche erhoben haben oder deren Staatsgebiet sich auf arktisches Gebiet erstreckt (USA, Russland, Kanada, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland). Generell solltet ihr vor einem Reiseantritt zumindest jedoch alle Standardimpfungen gemäß des Impfkalenders des Robert-Koch-Instituts auf dem aktuellen Stand haben.