Von Rom (Italien) nach Berlin (Deutschland) #Trampen – Teil 3
Im Sommer 2008 war ich als Flashpacker und Tramper nach Rom unterwegs. Ich habe jeweils zwei Tage für die Hin- und Rückreise zum trampen gebraucht und war außerdem ganze 7 Tage in Rom. Wer jetzt erst einschaltet hat schon die hälfte verpasst. Wenn du erfahren willst wie ich von Deutschland nach Italien getrampt bin, dann musst du dir den ersten Teil der Tramper Serie durchlesen. Im zweiten Teil geht es um den Städtetrip und Sehenswürdigkeiten in Rom. Es war neben der Free-Sleep-Tour eines meiner größten Abenteuer in meiner Jugend. Nach den schönen Tagen mit viel Party und Sonne in Rom ging es wieder zurück nach Deutschland. Für mich war natürlich das Trampen die größte Herausforderung. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen und empfehle jedem das Trampen für sich selber zu entdecken.
Das Trampen geht wieder los!
Nun sollte auch das letzte Abenteuer bestanden werden “Der Weg zurück“. Natürlich war ich gespannt wie jeder der es jetzt liest, wie und ob ich genauso gut zurückgekommen bin. Ich checkte aus dem Hostel aus und begab mich mit den öffentlichen ins Zentrum. Natürlich habe ich mir schon vorher auf der Karte Gedanken gemacht, wo genau ich wieder auf die Autobahn kommen will. Auf der Karte sah ich eine Raststätte in der Nähe der Autobahnauffahrt und genau da wollte ich die Tramptour zurück beginnen. Ich nahm also einen Bus und dann ein Stückchen (5 Minuten) Zug dorthin, aber der Weg zur Raststätte stellte sich schwieriger als gedacht heraus. Ich konnte nicht einfach auf der Autobahn langgehen und auch nicht daneben, da das Gebiet einfach extrem schwierig war, also beschloss ich mich in der Nähe der Autobahnauffahrt hinzustellen.
Natürlich noch so, dass wenn man mich sieht rechtzeitig halten kann. Es dauerte lange und ich fing nach einer Stunde auch wieder an ein wenig am Trampen in Italien zu verzweifeln. Mir war bewusst, dass es nicht ganz so einfach wie in Deutschland wird und auch, dass es normal ist, wenn man manchmal bis zu 4 Stunden wartet, aber das war einfach nichts für mich. Vor allem machte mir wieder die Sonne zu schaffen, da ich ihr schutzlos ausgeliefert war. Aber angesichts der schwierigen Lage gab ich nicht wieder so schnell auf und zeigte weiter fleißig Bein und Schildchen. Irgendwann hielt ein jungscher Kerl, der vielleicht gerade mal 25 war, an – Meine Rettung!
Er fuhr allein mit einem Smart mit sehr (sehr sehr) lauter Musik. Alternativen hatte ich zu der Zeit nicht und er schien mir seriös, leider sprach er kein Wort Englisch und das Hauptkommunikationswort war “Firenze“ genau in Richtung der Stadt ich hinwollte. Er brachte mich zu einer Art Zollstelle, an dem Italiener oder Touristen ihre Maut zahlen müssen.
Alles wird gut – sicher?!
Kein optimaler Ort um Leute anzuquatschen, aber immerhin gab es hier nur eine Richtung und zwar die Autobahn Richtung Firenze. So dauerte es auch nicht lange, dass mich der Nächste mit dem Auto mitnahm. Es war ein Opa, dessen Alter ich nur schwer schätzen kann. Er war bestimmt zwischen 50 und 100 Jahr alt und fuhr ein altes klappriges Auto. Ich wollte schnell vorankommen und rein körperlich hätte er mir kaum das Wasser reichen können. Also stieg ich ein und wir fuhren los.
Natürlich konnte auch er kein Wort Englisch. Wir fuhren nicht sonderlich schnell, aber dafür lange. Er setzte mich also irgendwo an einer nächsten Mautstelle ab, weil er abfahren musste. Dies war natürlich ein herber Schlag für mich, denn an diesem Punkt hätte ich nie sein dürfen. Es gab weder irgendwelche Parkplätze, so wie an der Maut davor, noch andere parkende Autos oder ähnliches. Theoretisch hätte ich dort nicht stehen dürfen, da alles Autobahn war und es lediglich ein Autobahnzweig war. Aber wo sollte ich jetzt noch hin?
Trampen in Italien – Glück im Unglück!
Nun stand ich da und hatte Schiss, dass jede Sekunde die Polizei kommen könnte und mich mitnimmt. In Italien ist mit sowas nicht zu spaßen, schon gar nicht, wenn ich es nicht ein mal auf italienisch erklären hätte können. Mir blieb also nichts weiter, als standhaft weiter zu warten und zu hoffen. Meine Gebete wurden nach einer Stunde erhört und ein junger Mann Anfang 30 nahm mich in seinem Mercedes mit. Er konnte immerhin schon englisch und erklärte mir sofort, dass ich da nie hätte stehen dürfen und dass ich echt Glück hätte, dass er mich jetzt mitnimmt.
Glücklich war ich auf jeden Fall, denn ab jetzt hätte ich kein Rastplatzschild mehr übersehen wollen und lieber eins zu früh raus gewollt, als zu spät. Die Fahrt war aber auch aus anderen Blickwinkeln sehr glücklich, denn ich holte jetzt meine verlorene Wartezeit wieder auf. Entweder wollte er einfach nur mit seinem Mercedes prahlen, oder er wollte testen, wie viel Benzin er verschwenden kann, denn wir fuhren im Durchschnitt 170 km/h.
Mit 230 Km/h nach Deutschland Trampen
Auf gerader Strecke hat er dann auch mein Adrenalin zum Kochen gebracht. 230 Km/h!!! So schnell bin ich noch nie in einem Auto mitgefahren und trotzdem fühlte ich mich in dem Auto sicher, da es leise war und kaum jemand auf der Autobahn. Er setzte mich vor Firenze ab und das meiner Meinung nach schwerste Stück war geschafft. Es gibt nicht viele, die von Rom aus nach Deutschland fahren. Man fand eher Leute, die von dort aus nach Mailand wollten. Diesmal musste ich nicht so lange auf eine Mitfahrgelegenheit warten.
Nach ca. 30 Minuten hat mir ein Mann, der in Begleitung von 2 Frauen war, zugesagt. Sie wollten aber davor noch eine kleine Pause machen. Er sprach ein bisschen englisch, aber wirklich nur sehr langsam und gebrochen. Eine der Frauen konnte zwar auch ein wenig Englisch, aber sie sprach relativ wenig. Schon in der Pause zeichnete sich ab, dass es ne coole Tour mit den 3en wird. Der Italiener war 35 Jahr alt und die Frauen 36 und 39. Davon war eine mal seine Freundin und jetzt verstehen sie sich ganz gut (komplizierte Frauengeschichte!).
Sie gackerten die ganze Zeit rum und machten einen Scherz nach dem anderen. Ich fand schnell Anschluss und habe viel mit den Leuten gelacht. Die Fahrt war sehr geil und dazu brachten sie mich sogar ein ganzes Stück voran. Sie wollten zu einem Konzert. Wir haben viel Musik gehört und dabei laut mitgesungen. Die Frauen fanden das immer zum totlachen. Wir scherzten auch immer, als ich mich mit ihm unterhielt und er immer sagte, dass ich das nochmal wiederholen solle. Irgendwann habe ich es immer extrem langsam ausgesprochen und wir mussten lachen. Naja ok, albern ich weiß, aber wir hatten unseren Spaß.
Es war halt für ihn ziemlich viel, da er es im Kopf übersetzen musste, überlegen was er sagt und dann noch fahren… Dafür hat er sich aber gut geschlagen. Auf jeden Fall waren es die coolsten Leute, die mich auf der Tour mitgenommen haben und ich hatte den meisten Spaß. Nun waren wir aber auch am Ziel. Kurz vor Verona haben sie mich raus gelassen. Ich war super gut gelaunt und fand auch schnell den nächsten, der mich mitnahm.
Ein Mann mit einer sehr emotionalen Geschichte
Er war ein Geschäftsmann Mitte 30. Wir haben uns am Anfang fast nur über mich unterhalten. Was ich so mache, wie ich auf die Idee komme, nach Rom zu trampen und so weiter. Danach kehrte ein wenig Ruhe ein und seine Frau/ Freundin rief an. Sie weinte und redete total hysterisch. Ich verstand natürlich kein Wort, aber beobachtete ihn gespannt. Worum es wohl ging? Er behielt die Fassung und schlug ihr wahrscheinlich ein paar Dinge vor. Nach dem Gespräch konnte ich meine Neugier nicht zurückhalten und ich fragte ihn was los sei, worum es ging etc.
Er hat dann ziemlich viel von seinem Privatleben erzählt. Er war geschieden und es war seine Exfrau. Sie lieben sich immer noch, aber am Ende hat es nicht mehr ganz so geklappt. Sie haben eine Tochter, die 16 ist und eine schwierige Zeit durchmacht. Er meinte, dass es letztendlich auch ihretwegen so schwer war. Es kann aber sein, dass sie wieder zusammenkommen, zumindest hatten sie sich an diesem Tag getroffen, aber das lief nicht ganz so gut, da sie sich lange nicht mehr gesehen haben. Es war sehr emotional und es hat mich sehr mitgenommen. Er erzählte mir auch, dass es im Job gerade nicht so gut läuft und immer weiter gekürzt wird.
Auch seine Abteilung und er als Abteilungsleiter könnten davon getroffen werden. Insgesamt würde alles sehr plötzlich kommen. Keine Frau, Kein Job… das ist hart, wenn es denn alles so schlimm kommen sollte. Ich hoffe es geht ihm gut und er ist wieder mit seiner Frau zusammen, aber erfahren werde ich es wohl nie. So war ich schon fast in Deutschland und ich war super glücklich, wieder soweit gekommen zu sein.
Fast in einem Tag von Rom nach Berlin getrampt!
In Deutschland würde es dann wieder viel einfacher werden und auch hier sprachen zumindest wieder so ziemlich alle englisch. An einer Raststätte kurz vor Brixen, fragte ich dann eine junge Gruppe, ob sie noch Platz hätten. Ich sah schon am Autokennzeichen, dass sie wahrscheinlich nach Potsdam wollten. Voller Hoffnungen und dem Traum in einem Tag von Rom nach Berlin zu trampen fragte ich, ob sie noch einen Platz hätten. Leider hatte ich kein Glück.
Ich tat etwas naiv und fragte ein anderes Mädel aus dem anderen Auto, was wohl aber zur selben Gruppe gehörte. Leider auch hier kein positives Feedback. Sie hätten wohl schon noch einen Platz frei, aber es ist so schon eng genug und sie wüssten nicht, wo ich mein Gepäck hinmachen könnte. Kurzerhand hätte ich fast gesagt, dass ich das Gepäck weghaue und mitkommen würde, immerhin hätte ich es dann an einem Tag geschafft und langsam wurde es auch ein wenig dunkel. Klar, dass ich es nicht gemacht habe, aber es wäre schon episch gewesen innerhalb von einem Tag von Rom nach Berlin zu trampen.
Immerhin schon wieder in Deutschland
Kurz danach fand ich auch ein Pärchen was mich mitnahm. Ich weiß gar nicht mehr, aus welchem Land sie genau kamen, aber sie sprachen perfekt englisch und wollten bis nach München. Wir redeten anfänglich nicht wirklich viel, aber irgendwann kam ich mit der Frau ein wenig ins Gespräch und sie erzählte mir von vielen Urlauben rund um den Globus. Zwischenzeitlich wollten sie sogar bis nach Regensburg fahren, was mich natürlich sehr gefreut hätte, da es wirklich schon sehr spät war (22:00 Uhr), aber irgendwann wurde der Mann auch müde und sie beschlossen, doch nur nach München zu fahren.
Weil ich ungern in München übernachten wollte und mir das Theater, an eine Autobahn zu kommen, sparen wollte, ließ ich mich auf einem Rastplatz kur vor München absetzen. Es war ein relativ großer Rastplatz mit Tankstelle, Restaurant und Dusche für LKW Fahrer. Ich wollte mir ein stilles Eckchen suchen und mich dort ausbreiten. Leider war es ein wenig feucht und ich wusste nicht genau wohin. Schließlich bin ich 2 Mal den Rastplatz abgegangen und beschloss, auf dem Spielplatz zu schlafen. Im Nachhinein stellte sich das als grandiose Idee heraus. Ich bin also auf ein Holzhaus geklettert, von dem Rutsche und alles Mögliche abging und meine Isomatte passte genau rein.
Anfänglich konnte ich gar nicht schlafen, da die Autobahn quasi nebenan war und es dauernd laut war, aber irgendwann war selbst ich so müde, dass ich einfach nur einschlief. Natürlich schlief ich nicht so gut wie in meinem eigenen Bett, aber es genügte dem Zweck am nächsten Morgen aufzuwachen und direkt weiter zu Trampen.
Endspurt im Tramp-Marathon nach Hause
Etwas müde und recht früh wachte ich in meinem kleinen Spielhäuschen auf und war voller Motivation heute endlich zu Hause anzukommen. Ob ich es wirklich wieder in 2 Tagen geschafft habe erfahrt ihr noch. Ich machte mich im Bad frisch und zog mir die letzten Sachen an, die noch übrig waren. Natürlich sah ich nicht mehr ganz so gut aus, wie auf der Hintour. Auch die ersten stoppeln ließen mich etwas wüst aussehen….
Es ging etwas schleppend voran… Um genau zu sein 1 Stunde bis mich ein sehr junges Pärchen mit einem kleinen Junkie-Bus mitnahm. Es waren Holländer und sie machten einen guten Eindruck. Die beiden waren echt süß. Das Mädel war 19 und ihr Freund 22. Sie waren seit 3 Jahren zusammen und waren im Urlaub in Slowenien, da ihnen Italien zu teuer war. Er war Programmierer und dadurch hatten wir noch ein Gesprächsthema mehr… Wir machten uns über das Deutsch-Holländische Verhältnis lustig und philosophierten über die Weltwirtschaft. Der einzige Nachteil der Geschichte war, dass wir nicht schneller als 100 km/h fahren konnten. Der Mini-Bus hatte nicht einmal einen 5ten Gang.
Nicht jeder Tramper wird so leicht mitgenommen
In der Pause gab er mir sogar ein Eis aus, obwohl ich wirklich darauf bestand es mir selber zu kaufen. Was man nicht als Tramper noch so alles bekommt. Wir redeten etwas genauer über die Route, da das ausgemachte Ziel nicht mehr weit entfernt war. Schließlich fuhren sie nur für mich einen kleinen Umweg über Nürnberg. Ich fahr lieber durchgängig 100 km/h, als etwas länger zu warten. Die Raststätte, in der sich mich absetzten, war perfekt. Das schien es aber auch für andere Tramper zu sein. Ich zählte genau drei.
Schon als ich ankam, kam ein Mann mit einem Mädchen und fragte: „Hey, ihr fahrt doch nach dem Nummernschild zu urteilen nach Holland. Könnt ihr die Kleine (Sie war vielleicht 18) mit nach Köln nehmen?“. Meine Mitfahrgelegenheit sagte „Nein“ und der Mann regte sich ein wenig auf. Er war echt krass unhöflich und ich merkte einmal wieder, wie der Ton die Musik spielt. Derweil wollte ich mich einmal bei den anderen Trampern umhören, wohin sie wollen und wie lange sie schon warteten.
Wie man Tramper Kollegen auf der Reise begegnet
Der Erste saß in der Nähe der Abfahrt mit einem Schildchen, auf das London stand. Ich war sehr verdutzt, denn wer nimmt jemanden mit, der mitten aus Deutschland mal ganz spontan nach London will. Ganz klar, dass seine Chancen schlecht waren, wenn er die Reise nicht stückelt. Ich empfahl ihm auch, die Leute direkt anzusprechen, da man da wohl mehr Feedback erwarten könne. Er hörte auf mich und begann die Leute auf dem Parkplatz anzusprechen (ich sah ihn noch vor mir abreisen xD).
Das andere Pärchen kam aus Tschechien und wollte wieder zurück. Leider habe ich vergessen, woher sie kamen, aber auch sie hatten einen großen Nachteil. Sie standen direkt an der Abfahrt zur Autobahn. Niemand hätte hier anhalten können. Und selbst der Standort war super ungünstig, sie hätten rechteckmäßig fahren müssen und jeder normale Mensch, der in diese Richtung fährt, hätte die Autobahn genommen, die 1 Abfahrt davor war. Leider weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man nie alles richtig machen kann. Ich hatte ja selber auf der Tramp Tour nach Rom meine Probleme.
Wenn die Polen in Deutschland Autos kaufen
Leider musste ich wieder eine ganze Weile warten bis mich jemand mitnahm. Schließlich nahm mich ein Geschäftsmann mit, der in Richtung Hof unterwegs war. Es gab den üblichen Smalltalk mit Potential zu mehr, aber ich musste sehr früh wieder aussteigen, da es danach keine anständige Raststätte mehr gegeben hätte. Leider war der Parkplatz dementsprechend schlecht. Wenige Leute hielten hier, aber ich hatte Glück.
Ich fragte einen Polen, ob er mich mitnehmen könnte, da er Garantiert über Dresden hätte fahren müssen, aber er lehnte ab. Nach 5 Minuten fragte mich sein Kumpel, wohin ich wollte und wir kamen ins „Geschäft“. Wie es sich herausstellte, war das Auto nagelneu gekauft. Es fuhr extra nach Deutschland um es zu kaufen. In Polen, so meinte er, gibt es nur schlechte Qualität und er hatte schon mal ein Auto hier gekauft und damit eine gute Erfahrung gemacht. Er war Musiker und schon über 50, aber extrem cool…
Plötzlich aber die Überraschung – erst eine und dann zwei Alarmlichter am Armaturenbrett fingen an zu leuchten. Wir hielten mitten auf der Autobahn an und kontrollierten es. Die Motorkühlung war wohl beschädigt oder ist zu heiß gelaufen, wie auch immer. Wir fuhren danach mit voller Heizung an und Fenster unten, damit die Kühlung nicht überlastet wird und die Motorwärme so besser abgegeben werden kann. Es war erbärmlich auf der Autobahn mit 80 zu fahren. In regelmäßigen Abständen hielten wir sogar.
Es war ihm sehr unangenehm und ich hoffte nur, dass der Wagen nicht stehen geblieben wär und ich nachher noch hätte zusehen müssen, wie ich von der Autobahn runterkomme. An der nächsten Raststätte ließ ich mich absetzen, da es mir einfach zu heikel war. In jedem Falle würde ich die Zeit auch wieder aufholen können.
Tramper unter Zeitdruck
Ein wenig musste ich schon warten, da es nur ein kleiner Parkplatz mit Zellentoiletten war. Bis mich dann ein Geschäftsmann mitgenommen hatte. Er war sehr gesprächig und ich habe viel über mich, mein Studium etc. erzählt. Irgendwann kamen wir auf seine Tochter, die gerade die Schule beenden würde. Er machte sich ziemliche Sorgen um sie, da sie am liebsten reiten würde, aber dieses Hobby zum Beruf zu machen ist einfach nicht drin.
Ich fand es auch sehr cool, dass er öfters mal mit seiner Tochter reiten geht, obwohl er sich erst nicht so dafür begeistern konnte. Es war sehr nett und er nahm mich bis vor Dresden mit. Es wurde auch langsam etwas spät und ich zweifelte heute noch nach Hause zu kommen. Es war 17:00 Uhr und diese wahrscheinlich letzte Station stellte sich als sehr schwierig heraus. Der doch recht große Parkplatz war gähnend leer und ich war sehr verzweifelt. Selbst LKW Fahrer, die ich schon beim Sehen eklig fand, fragte ich. Niemand wollte mich mitnehmen. Es schien wie ausgestorben zu sein.
Das hätte auch in die „Hose“ gehen können
Dann sah ich einen Mann mit Mercedes, der so eingebildet wirkte, dass ich es mir stecken wollte, ihn zu Fragen. Ich tat es aber doch, da ich keine Gelegenheit auslassen wollte, weiter zu kommen. Er sagte schwammig zu mit dem Hinweis, dass er aber noch gern was Essen wolle. Ich platzierte mich also draußen um ihn ja nicht zu verpassen und nach 10 Minuten war er endlich fertig und nahm mich dann mit. Er war Area Manager von Knauf, einer Firma, die Baugeräte und Werkzeug herstellt.
Er war sehr gepflegt und war sogar schon mal mit Geschäftsleuten in Rom. Wir erzählten uns ein wenig von unseren Erfahrungen aus Rom… Ich glaube, dass er schwul war, denn er erwähnte seinen Freund. Natürlich bekam ich dann ein wenig Bammel, aber Gott sei Dank kam da nicht mehr von. Er setzte mich in Klein Beuchow bei Mc Donald‘s ab und fuhr seiner Wege. Nun fragte ich mich, wie ich das letzte Stück am Besten meistere.
Mit Tramper Adrenalien kommt man überall hin
Ich wollte nach dem Bus schauen, aber es fuhr keiner mehr. Also hätte ich auch noch das letzte Stückchen trampen müssen. Es war mir egal und ich war so aufgedreht, kurz vor meinem Ziel zu sein, dass ich einfach nur noch strahlte. Da passierte es auch. Ein Auto hielt 10 Meter weiter an und öffnete die Tür. Es war ein großes Auto mit Schiebetür und als ich hineinblickte, erkannte ich die Gesichter. Es war die Familie von der Exfreundin meines Cousins. Es war schon komisch, da sie eigentlich die Tochter vom Flughafen abholten.
Sie war 1 Jahr in Australien und normalerweise sollte sich nach der Ankunft alles um sie drehen. Ich habe mich schon ein wenig komisch gefühlt, vor allem, weil ich auch in ein riesen Fettnäpfchen getreten bin und nicht wusste, dass sie nicht mehr mit meinem Cousin zusammen war. Ich glaube das war selbst für sie Mega peinlich…. Obwohl ich anmerkte, dass es reichen würde, wenn sie mich in Luckau (meine Heimatstadt) raus lassen würden, brachten sie mich direkt zu meinem Elternhaus. Es war wunderschön, wieder da zu sein und ich futterte erstmal den ganzen Kühlschrank leer. Ich war allein, denn meine Eltern waren schon im Urlaub. So langsam ließ ich mich ins weiche Bett fallen um meine eigene Geschichte an mir vorbeiziehen zu lassen…
Ein geiler Trip mit einer Menge Höhen und Tiefen!